Abstract (deu)
Personen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung (IB) erleben häufiger Risikofaktoren und kritische Lebensereignisse, die zu traumatischen Symptomen, posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) oder anderen psychiatrischen Störungen führen können. Diese Studie untersucht, welche Belastungen sich für die betreuenden Eltern unter Berücksichtigung einer möglichen Traumatisierung ergeben. Zusätzlich wird das Bindungsverhalten zwischen den Eltern und ihren Kindern mit IB als protektiver Faktor untersucht. Die Stichprobe besteht aus 43 Müttern und Vätern, die über verschiedene Organisationen, Tageswerkstätten und Selbsthilfegruppen gefunden wurden. Als Messinstrument wird ein Fragebogen verwendet, der demografische Daten erhebt und die „Psychiatric Assessment Schedule for Adults with Developmental Disabilities Checklist“ (PAS-ADD-C), die deutsche Erweiterung des „Alabama Parenting Questionnaire“ (DEAPQ-EL-GS), den „Erholungs-Belastungs-Fragebogen (EBF) und den „Fragebogen zum Verhalten gegenüber entwicklungsauffälligen Kindern“ beinhaltet. Sozioökonomische Daten wie geringere Ausbildung und geringeres Einkommen, vermehrtes Problemverhalten der Person mit IB, die Wahrnehmung negativer Einstellungen gegenüber Eltern und Kind und ungeeignete Bewältigungsstrategien der Eltern wie Vermeidung korrelieren mit erhöhter Belastung der Eltern und einem negativeren Erziehungs- bzw. Bindungsverhalten. Eltern von Personen mit einer IB unterliegen somit generell einem höheren Belastungsrisiko, das aufgrund der häufigen kritischen Lebensereignisse und vorhandenen Traumatisierungen bei Personen mit IB zusätzlich steigen kann. Dieser Einfluss einer möglichen Traumatisierung auf die Belastung kann in der vorliegenden Untersuchung allerdings nur bei gewissen Variablen bestätigt werden, weshalb die Generalisierbarkeit der Aussage nicht möglich ist. Limitationen der Studie ergeben sich durch die kleine Stichprobe und durch die Messinstrumente, die teilweise nicht spezifisch für Eltern von Kindern mit IB konstruiert wurden. Zusätzliche Forschung ist daher notwendig, um den Blick vor allem auf protektive Faktoren zu richten und den Eltern angemessene und praktische Unterstützung bieten zu können.