Abstract (deu)
Die Arbeit beschäftigt sich zu Beginn mit der antiken griechischen Tragödie und dem Mythos des Labdakidengeschlechts, dessen Untergang erstmals von Sophokles in der heute bekannten Form – mit Ödipus‘ Tochter Antigone als tragischer Heldin – dramatisiert wurde.
Von den zahlreichen Adaptionen, die im Lauf der Jahrtausende zu Sophokles‘ Werk erschienen, werden hier vier untersucht, deren Entstehungszeit in den wissenschaftlich, künstlerisch und politisch bewegten Jahren rund um die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert liegt: Walter Hasenclever brachte seine „Antigone“ 1917 auf die Bühne, Jean Cocteau 1922, Jean Anouilh 1942 und Bertolt Brecht 1947.
Die Stücke werden zunächst separat im Entstehungskontext betrachtet, nach formalen und inhaltlichen Gesichtspunkten analysiert und mit dem antiken Ausgangstext verglichen. Danach folgt die Gegenüberstellung der Hauptcharaktere Antigone, Kreon, Hämon und Ismene sowie ein kurzer Blick auf die Nebencharaktere und den Chor.
Eine wichtige Entwicklung Anfang des 20. Jahrhunderts stellt die Entstehung der Psychoanalyse durch Sigmund Freud dar, die sich unter anderem auf den „Ödipuskomplex“ stützt. Der verwandtschaftlichen und teils entstehungszeitlichen Nähe zwischen diesem System und den gewählten Stücken wird Rechnung zu tragen versucht. Auch die Theorien von Jacques Lacan, Christiane Olivier und Judith Butler, die sich über Ödipus hinaus mit der Figur der Antigone auseinandersetzten, werden betrachtet und in die Analyse einbezogen.