Abstract (deu)
Die immer weiterführende Technologisierung und Digitalisierung unserer Gesellschaft resultiert in einer Vielfalt neuer Medienoutlets im On- und Offlinebereich. Menschen sehen sich selbst als citizen journalists, berichten von ihren Erlebnissen und Eindrücken und schaffen so eine neue Art der Welterfahrung. Die Fernsehstationen im Allgemeinen stehen dabei vor der Herausforderung, den Ansprüchen einer immer schneller werdenden Medienlandschaft, einer diversifizierten Gesellschaft und deren Bedürfnissen genügen zu können, jedoch muss allen voran der öffentlich-rechtliche Rundfunk gleichzeitig seine einzige Geldeinnahmequelle – die Rundfunkgebühren – nachvollziehbar rechtfertigen. Der ihm auferlegte öffentliche Auftrag wird dabei immer mehr in Zweifel gezogen, als überholt bzw. durch andere Medienoutlets ersetzbar angesehen. Um diesen Zweifeln entgegenzutreten und ihre Daseinsberechtigung zu stärken, setzen öffentlich-rechtliche Rundfunksender zunehmend auf das Aushängeschild des Public Value, eines gesellschaftlichen Mehrwerts innerhalb ihres Programms, der für Orientierung und Bildung steht, das demokratische Zusammenleben fördert aber gleichzeitig Unterhaltung bietet und so die erhobenen Gebühren legitimiert. Die vorliegende Arbeit untersucht diesen propagierten Public Value anhand der Sichtweise verschiedener öffentlich-rechtlicher Sender (ORF, BBC, ARD) und extrahiert aus der wissenschaftlichen Literatur Kriterien, die für die Definition eines solchen Wertes herangezogen werden können. Anschließend wird eine Übersetzung dieser Kriterien in Variablen vorgenommen, die auf das Programm des ORF angewendet werden.
Die Untersuchung zeigt, dass der ORF vor allem in journalistischer Hinsicht ein ausgewogenes, vielfältiges und unabhängiges Programm mit Mehrwert schafft, das jedoch in manchen Punkten von den aus der Literatur extrahierten Werten abweicht: Neben einer wenig hintergründigen Berichterstattung und einem Programmschwerpunkt auf Formate für ältere Zuschauer kommt eine Partizipation des Publikums zu kurz – ein Umstand, der durch die Stakeholdereigenschaft der Zuschauer in Zukunft thematisiert werden muss und Herausforderungen birgt.