Abstract (deu)
Der 16. Wiener Gemeindebezirk ist als traditioneller Arbeiter- und Industriebezirk seit jeher besonderer Anziehungspunkt von Migrationsströmen, nicht zuletzt auch während der „Gastarbeiterwanderung“ der 1960er und 1970er Jahre, die unter anderem in einem stetigen Zuwachs der Wohnbevölkerung aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei resultierte.
Ein Blick auf Straßen- und Personennamen verdeutlicht den geschichtlichen Einfluss, den Zuwanderinnen und Zuwanderer auf die Bevölkerung und das Stadtbild hatten. Gleichzeitig zeigt ein Blick auf Straßenschilder auch die Allgegenwart der Amtssprache Deutsch bei offiziellen Beschilderungen. Der Einfluss von anderen Sprachen und Kulturen auf das öffentliche Leben offenbart sich erst bei genauerem Hinsehen. Es sind kommerzielle Texte, (un-)politische Aufkleber oder Graffitis, die durch ihre unterschiedliche Autorenschaft und RezipientInnen Siedlungsstrukturen reflektieren können.
Um die Linguistic Landscape und die damit verbundene sichtbare Mehrsprachigkeit Ottakrings zu analysieren, werden in dieser Arbeit Daten herangezogen, die innerhalb einer Studie des lernraum.wien innerhalb eines bestimmten Areals, das sich im 16. Gemeindebezirk befindet, zwischen März und Juni 2015 erhoben wurden. Das primäre Ziel des Projekts war die Erstellung einer digitalen Landkarte und die Visualisierung der erhobenen Sprachen.
Basierend auf historischen und demographischen Daten wird Ottakring zunächst als sprachlich und kulturell komplexer Bezirk dargestellt, dann die Linguistic Landscape-Forschung als multidisziplinäres Fach beschrieben und die theoretische Basis für den methodischen Zugang, der für diese Arbeit gewählt wurde, gelegt. Bei der darauffolgenden Analyse werden besonders die beiden zahlenmäßig größten Migrantengruppen Ottakrings in den Mittelpunkt gestellt, nämlich die türkische und die bosnisch/kroatisch/serbische, um den enormen Einfluss dieser beiden Minderheiten zu verdeutlichen.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, zu ermitteln, welche Sprachen in diesem Areal repräsentiert sind, wie sie semiotisch kodiert sind und welche unterschiedlichen Funktionen sie einnehmen. Die Resultate veranschaulichen unter anderem, dass die Funktion des Englischen in erster Linie kommerziell orientiert ist, und dass die Verwendung von BKS und Türkisch nach bestimmten sprachlichen Mustern verläuft.