Abstract (deu)
Die Erdmantelxenolithe aus der Lokalität Estancia Lote 17, Santa Cruz Provinz, Argentinien, sind durch Spinell-führende Lherzolithe, Harzburgite und Wehrlite vertreten. Die „composite“ Erdmantelxenolithe, die aus Pyroxeniten und Spinell-führenden Lherzolithen oder Harzburgiten zusammengesetzt sind, kommen ebenfalls vor.
Die Präsenz der Phasen Amphibol, Phlogopit, Pyroxen und Apatit im Peridotitgestein deutet darauf hin, dass der lithosphärische Mantel unterhalb dieser Region stark durch eine modale Metasomatose beeinflusst wurde. Es sind mehrere Ereignisse der Metasomatose feststellbar.
Das erste nachweisbare metasomatische Event ist auf die Zufuhr der wasserhaltigen Minerale in den Peridotit zurückzuführen: Amphibol und Phlogopit treten in einer disseminierten Form innerhalb der Lherzolithe und Wehrlite auf. Der Amphibol (Mg#=81,7-91,1), mit der Kristallgröße von bis zu 8 mm im Durchmesser, weist eine pargasitische Zusammensetzung auf. Die dunkelbraunen Phlogopitkristalle (Mg#=88,1-91,1) erreichen eine Kristallgröße von bis zu 3 mm im Durchmesser.
Die amphibol- und phlogopitreichen Adern, mit einem hohen TiO2-Gehalt von bis zu 5,06 Gew.-% für den Amphibol und 6,39 Gew.-% für den Phlogopit, kommen ebenfalls vor. Diese Adern, die den Hostperidotit quer durchschneiden, deuten auf crack-propagation im Gestein hin.
Das Vorkommen der „composite“ Erdmantelxenolithe ist auf das zweite nachweisbare metasomatische Ereignis zurückzuführen. Der modale Mineralbestand dieser Proben erreicht bis zu 37 Vol.-% für Orhopyroxen. Dies deutet auf eine Wechselwirkung des Peridotits mit einer siliziumgesättigten Schmelze hin, was zur Verdrängung des Olivins durch den Orthopyroxen führte. Das Perkolieren der Schmelze erfolgte entlang der Kristallgrenzflächen der primären Phasen des Hostperidotits durch grain boundary infiltration. Die Pyroxenitadern erreichen bis zu 1 mm Breite und sind zum großen Teil aus feinkörnigem, sekundär gebildetem Orthopyroxen (200-700 µm im Durchmesser) zusammengesetzt. Untergeordnet kommen Amphibol, Phlogopit und Klinopyroxen vor. Die Anwesenheit der wasserhaltigen Minerale legt nahe, dass diese metasomatische Schmelze volatile Komponenten enthielt.
Die primären Olivine des Hostperidotits zeigen eine leichte bis mittelstarke intrakristalline Deformation in Form von undulöser Auslöschung, kink bands etc. Die sekundären Pyroxene lassen hingegen keine Art der Verformung erkennen. Dies deutet darauf hin, dass das metasomatische Event nach der Deformation erfolgte. Das Fehlen der Gläser legt auf der anderen Seite nahe, dass dieses metasomatische Ereignis lange vor dem Einzug der Erdmantelxenolithe in das aufsteigende Hostmagma stattfand.
Das letzte metasomatische Ereignis fand während des Einzugs der Erdmantelxenolithe in das aufsteigende Hostmagma und deren Transport an die Erdoberfläche statt. Es kam zum Zerfall des Amphibols und des Phlogopits, sowie zum Zerfall der Pyroxene.
Der Amphibolzerfall führte zur Bildung der Glas-Kristall-Aggregate, wobei der Kristallanteil aus dem tertiären Olivin, Klinopyroxen und Spinell besteht. Die Intensität des Zerfalls variiert beträchtlich je nach Probe. In den meisten Fällen liegt der Amphibol innerhalb solcher Glas-Kristall-Aggregate als Relikt vor. In „melt pockets“, wo auf den ersten Blick keinen Amphibol zu erkennen ist, enthalten die tertiären Klinopyroxene oft Amphibolrelikte in Form von Einschlüssen. Dies deutet darauf hin, dass solche „melt pockets“ Produkte des Amphibolzerfalls darstellen.
Aufgrund des Phlogopitzerfalls wurden die tertiären Phasen Olivin, Spinell und Glas gebildet. Der Klinopyroxen fehlt in der Regel.
Eine Destabilisierung des Pyroxens wurde durch die Wechselwirkung mit den siliziumuntersättigten Schmelzen hervorgerufen. Diese Schmelzen entstammten einerseits dem Hostbasalt und wurden andererseits aufgrund des Amphibol- und Phlogopitzerfalls gebildet. Der Zerfall des Orthopyroxens führte zur Bildung von Glas und tertiären Olivin, Klinopyroxen und Spinell. Die Destabilisierung des Klinopyroxens führte zur Bildung der „spongy“-Strukturen. Solche Strukturen sind aus dem Glas und dem Klinopyroxen mit einem veränderten Chemismus, im Vergleich mit dem Kristallkern, zusammengesetzt.
In der relativen zeitlichen Abfolge stellt dieses metasomatische Ereignis das letzte Event da, denn die Metasomatose hat sowohl die primäre als auch die sekundäre Generation der Orthopyroxene, sowie die wasserhaltigen Minerale beeinflusst.