Abstract (deu)
Um Familie soziologisch so wahrzunehmen, wie sie im Alltag gelebt wird, soll die praxeologische Sichtweise von Morgans (1996, 2011) Konzept Family Practices in der Forschung mit Pflegefamilien angewandt werden. Sind Kinder einer Gefährdung durch ihre Eltern(teile) ausgesetzt und kommen die zuständigen Behörden zum Schluss, dass ein Verbleib in der Herkunftsfamilie nicht möglich ist, können jene Kinder bei Pflegeeltern fremduntergebracht werden (Kindler et. al. 2011). Pflegeeltern sollen den Kindern, bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Beziehung des Kindes zu seiner Herkunftsfamilie, ein Aufwachsen in familienähnlicher Struktur ermöglichen (www.wien.gv.at). Insofern lautet die Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit: Wie, mit welchen Handlungen und kommunikativen Praktiken, wird Familie von Pflegefamilien hergestellt? Zur Datenerhebung werden mittels teilnehmender, fokussierter Beobachtung (Lamnek 2010, Knoblauch 2001) Familien mit Pflegekindern beim (Alltags-)Handeln beobachtet, die informellen Gespräche (Girtler 2001) mit den Familienmitgliedern aufgezeichnet und das gesammelte Datenmaterial (Protokolle, Transkripte, Memos, Artefakte) mit Codier- und Memoverfahren der Grounded Theory (Charmaz 2006) ausgewertet. Die eruierten Praktiken zur Herstellung von familiärer Einheit und Zugehörigkeit wurden analytisch unterteilt in: Praktiken zum Themenbereich Herkunft und Abstammung, zum Bereich Selbstbild und Motive und zum Bereich Integration. Die Forschung bietet einen Einblick in die Leistungen von Pflegefamilien, angesichts diverser Herausforderungen Familie herzustellen und aufrechtzuerhalten und stellt eine Wahrnehmung von Familie bereit, die Familie nicht als etwas Gegebenes versteht, sondern als aktiv, anhand Praktiken hergestellt.