Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschreibt die Museumsvision von Henri Langlois und versucht diese erstmals in einen museumstheoretischen Kontext zu setzen. Langlois ist die zentrale Gründungsfigur der Cinémathèque française, die sich ausgehend von einer privaten Sammelinitiative, zu einer öffentlich anerkannten Institution entwickelte. Er wollte mit der Cinémathèque nicht lediglich eine Institution gründen, die sich ausschließlich der Sammlung von Filmen widmet, sondern sah darin die Möglichkeit den Horizont des Museums zu erweitern und seine Grenzen in einem verdichteten Beziehungsgeflecht aufzuheben. Die Vernetzung spielt für seine Vision auf mehreren Ebenen eine bedeutende Rolle. Bekannt sind vor allem seine unkonventionellen, ahistorischen Filmprogramme, in denen nicht die historische Kontextualisierung, sondern das Herstellen von Bezügen quer durch die Filmgeschichte im Vordergrund stand. Weniger bekannt sind Langlois‘ objektbezogene Filmausstellungen, die er auf der ganzen Welt in Form von Wanderausstellungen realisierte und die schließlich in ein Großprojekt im Palais de Chaillot mündeten. Diese Ausstellungen sollen in dieser Arbeit im Zentrum stehen, weil Langlois gerade darin das Potenzial sah, seine vernetzungsstrategischen Ansätze zu realisieren. Die Geschichte des Kinos war für Langlois nicht nur der Film, sondern auch seine Atmosphäre, die Technik und vor allem seine enge Verbindung zum Leben und zur Kunst. Einer seiner vordersten Ansprüche war deshalb, seine Institution mit den Museen der modernen Kunst zu vernetzen und das Kino selbst als eine bildende Kunst anzusehen. Dieser Ansatz drückt sich aber, wie es diese Arbeit zu zeigen versucht, nicht nur in seinen Filmprogrammen und Ausstellungen aus, sondern kommt auch im einzigen von ihm gedrehten Film „Le Métro“, seinen Organigrammen, in denen er Organisationsstrukturen einer idealen Cinémathèque zu visualisieren versuchte, in seinen Genealogien zur Filmgeschichte, seinen Filmlisten und schließlich in seiner Art und Weise, über Filmgeschichte und die Zukunft der Cinémathèque zu sprechen, zum Ausdruck.