Abstract (deu)
Ausgehend von nationalen und internationalen Studien, die über das niedrige formale Bildungsniveau der Roma/Romnija berichten, wurde in dieser Arbeit nach den möglichen Ursachen für diese geringe Bildungsbeteiligung gefragt. Dabei sind die persönlichen Bildungserfahrungen der interviewten Personen zentral – es wurde ein Zugang gewählt, der diese Problematik aus Sicht der Roma/Romnija zu beschreiben versucht. Zunächst wurde anhand ausgewählter AutorInnen der Frage nachgegangen, wie eine homogene Roma/Romnija-Identität von der Dominanzgesellschaft konzipiert wurde beziehungsweise welche Identitätsbilder den Roma/Romnija seit ihrer Ansiedelung in Österreich im 16. Jahrhundert zugeschrieben wurden. Dabei konnte festgestellt werden, dass romantisierende sowie kriminalisierende Darstellungen in den Medien sowie einseitige Berichterstattung, welche vorwiegend Roma/Romnija in den Blick nimmt, die von sozialer Exklusion betroffen sind, dazu geführt haben, dass sich Roma/Romnija heute mit einer stark negativen Darstellung konfrontiert sehen. Diese zu Stereotypen verfestigten Bilder haben nach wie vor Auswirkungen auf die Fremdeinschätzung und auch auf die Selbstwahrnehmung. Die Analyse der Interviews ergibt, dass die mangelnde Bildung der Roma/Romnija im Zusammenhang sozialer Benachteiligungen, mitunter auch antiziganistischer Repression betrachtet werden muss. Die Befragten sehen Bildungsdefizite unter Roma/Romnija vor allem im Zusammenhang mit dem sozialen Status der Familie beziehungsweise dem geringen formalen Bildungsniveau der Elterngeneration. Gleichzeitig ist es ihnen ein Anliegen, sich gegen eine Homogenisierung der mitunter auch sehr diversen Bildungslagen der Roma/Romnija auszusprechen, denn durch eine ausschließliche Fokussierung auf Defizite der Roma/Romnija in Abgrenzung zur Mehrheitsgesellschaft könnten diese pejorativen Wahrnehmungen noch verstärkt werden.