Abstract (deu)
Die vorliegende Dissertation untersucht die historische Entwicklung von Eduard Hanslicks Rezeption im englischen Sprachraum, die strukturell bedeutenden Diskursformen, die diese entscheidend beeinflusst haben, sowie dessen beachtliche Auswirkung auf die gegenwärtige Theoriebildung in der analytischen Musikästhetik. Kap. 1 ist der Hanslick-Forschung unter einer strukturellen Perspektive gewidmet und erörtert vielfältige betreffende Tendenzen der gegenwärtigen Musikwissenschaft sowie mehrere methodische Bruchstellen der sprachlich distinkten Diskurse über Hanslicks VMS-Traktat. Kap. 2 analysiert daraufhin drei weiterhin verbreitete „Legendenbildungen“ bei der textlichen Auslegung von Hanslicks Abhandlung, die kritisch sondiert werden und die die weiteren Abschnitte exegetisch vorbereiten. Kap. 3 ist mit der historischen Entwicklung der englischen Hanslick-Rezeption und der erstmaligen Übersetzung von Hanslicks Schriften beschäftigt: Es zeigt einige allgemeine Differenzen des
frühen englischen Diskurses zu seinem deutschen Gegenstück auf, behandelt geschichtliche Vorbedingungen von Hanslicks Aufnahme – die sich primär auf die englische Musikästhetik des achtzehnten Jahrhunderts fokussieren –, fragt nach den frühesten Belegen für Hanslicks Rezeption (Edmund Gurney) und ermittelt spezifische Eigenarten der englischen Rezeption, die mit den beiden vollständigen Übersetzungen von Hanslicks VMS-Traktat (Cohen 1891 / Payzant 1986) begründet werden können. Kap. 4 untersucht zahlreiche narrative Konstrukte bezüglich Hanslicks Abhandlung und „dem“ ästhetischen Formalismus – die im englischen Sprachraum mit spezifischen Schriftstellern (z.B. Kant, Bell, Schenker) engstens verknüpft scheinen –, erforscht generell, welcher spezifische Formalismus Eduard Hanslick in diversen englischen Diskursen beigelegt wurde – wobei seine kritische Rezeption in der „New Musicology“ und der analytischen Musikästhetik zentral werden –, und diskutiert letztlich, inwiefern die äußerst abstrakte Kategorie „des“ ästhetischen Formalismus faktisch existiert. Kap. 5 versucht daraufhin, die positive Rezeption Hanslicks in der modernen englischsprachigen
Musikphilosophie nachzuzeichnen, welche primär durch dessen progressive kognitivistische Emotionstheorie veranlasst wurde, die eine konsekutive philosophische Ausarbeitung seines impliziten „enhanced formalism“ bei Stephen Davies und Peter Kivy bewirkt hat.