Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit analysiert den geschichtspolitischen Diskurs bei der Errichtung eines permanenten Erinnerungszeichens für die Verfolgung homosexueller Handlungen in Wien, unter besonderer Berücksichtigung der Zwecke, die es erfüllen soll.
2005 lud die Stadt Wien, in Vertretung von SPÖ-Stadtrat für Kultur und Wissenschaft Mailath-Pokorny und SPÖ-Stadträtin für Frauen, Bildung, Integration und Personal Sonja Wehsely zu einer Pressekonferenz, um die Auslobung eines Wettbewerbes anzukündigen. Ein Jahr später wurde „Der Rosa Platz“ von Hans Kupelwieser gekürt. Das Projekt wurde jedoch vier Jahre später, aufgrund technischer Probleme, abgebrochen. Die Stadt Wien beauftragte daraufhin die GmbH „Kunst im öffentlichen Raum“ (KÖR), vier temporäre Installationen zu errichten: „Mahnwache“ 2010 von Ines Doujak, „Zu spät“ 2011 von Carola Dertnig und Julia Rode, „Schwule Sau“ 2013 von Jakob Lena Knebl und „raising the bar“ 2015 von Simone Zaugg. 2014 luden QWIEN – das Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte und die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) Vertreter_innen der LSBTI_Community, Wissenschaftler_innen, Künstler_innen, politische Akteur_innen und Interessierte ein, um erneut über ein gefordertes permanentes Erinnerungszeichen zu diskutieren.
In der vorliegenden Untersuchung wurden zentrale Dokumente – Pressetexte, Transkripte von Pressekonferenzen und politischen Redebeiträgen, Erklärungstexte an Erinnerungszeichen, Regierungsübereinkommen etc. – zusammengetragen und mittels der historischen Diskursanalyse nach Ruth Wodak hinsichtlich der von Jan-Holger Kirsch definierten fünf Dimensionen von Zwecken von Erinnerungszeichen – Erinnern als Akt der Pietät, Erinnern als Akt der Prävention, Erinnern als Anerkennung von politischer Schuld, Erinnern als gesellschaftlicher Lernfortschritt, Erinnern als intergenerationale Tradierung und historische Selbstaufklärung – analysiert. Im Zentrum der Arbeit steht ein direkter Vergleich der Anfangsphase 2005/2006 mit der Letztphase 2014/2015 und die Frage, welche Verschiebungen bzw. Veränderungen es bzgl. der geforderten Zwecke gab.
Wie die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, ist der Diskurs bei der Errichtung eines permanenten Erinnerungszeichens für die Verfolgung homosexueller Handlungen im Nationalsozialismus von Anfang an sehr fragmentiert. In der Diskussion gibt es bis jetzt keine fokussierte Forderung vonseiten der Zivilgesellschaft.