Abstract (deu)
In meiner Dissertation befasse ich mich mit einem so genannten ethischen Midrasch, einem Werk, das in nach-talmudischer Zeit, vermutlich im neunten Jahrhundert entstanden sein soll, Seder Eliyahu (auch Tanna debe Eliyahu genannt). In einem ersten Kapitel werden die wichtigsten Forschungsbeiträge zu diesem Werk besprochen und die Hauptakzente dabei identifiziert. Diesem Forschungsbericht folgen sechs Kapitel, in denen es um Aspekte der Narratologie von Seder Eliyahu geht. Kapitel 2 befasst sich mit dem Problem der angeblichen Pseudepigraphie und mit der Stimme des Textes (wer spricht?, ein Autor?, ein Erzähler?, ein impliziter Autor?). In Kapitel 3 wird eine Typologie der einfachen und komplexen Erzählformen geboten, denen sich das Werk – als Ganzes durch einen nicht-narrativen Diskurs gekennzeichnet – bedient. Auf jene für Seder Eliyahu charakteristischeren Formen, jeweils eine einfache und eine komplexe, gehen die nächsten zwei Kapitel ausführlicher ein. Die erste zentrale Form, jene der meshalim oder Parabeln, wird im 4. Kapitel untersucht, wobei sich das Augenmerk besonders auf den Wechselspiel zwischen der kleinen Form und ihrem unmittelbaren linguistischen Kontext richtet. Kapitel 5 nimmt vier der Erzählungen in der ersten Person in den Blick und geht der Frage nach, inwiefern sie von einer Polemik gegen die skripturalistische Bewegung der Karäer zeugen. Das letzte Kapitel analysiert, gewissermaßen in Anlehnung an einer feministischen Narratologie, diverse Erzählungen von Seder Eliyahu, in deren Mittelpunkt biblische oder rabbinische Frauen stehen. Auch für dieses Korpus wird eine Klassifikation nahegelegt, welche nicht auf dem linguistischen Kontext, sondern auch auf den Themen der Erzählungen beruht. Wie dem Bericht (Kap. 1) am Anfang der Arbeit zu entnehmen ist, stellt eine narratologisch orientierte Untersuchung von Seder Eliyahu einen neuen Ansatz in der Erforschung des spätrabbinischen Werks dar.