Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit untersucht das Phänomen von Whistleblowing aus ökonomischer Sicht. Der theoretische Teil der Arbeit charakterisiert zunächst mittels rechtsökonomischer Figuren und Instrumente den Prozess, welcher sich hinter Whistleblowing verbirgt. Dabei kann zum einen festgehalten werden, dass zwischen dem Täter des Fehlverhaltens und dem sog. cheapest cost avoider in den meisten Whistleblowing-Fällen eine Personalunion besteht. Diese Person könnte die primären Kosten minimieren, wobei sie es aus Rationalitätsgründen unterlässt. Zum anderen kann der Whistleblower die oft unüberwindbare Informationsasymmetrie zwischen den Behörden und dem Täter beseitigen, indem er einen (anonymen) Hinweis gibt. Dadurch können die tertiären Kosten, wie beispielsweise Ermittlungs- und Administrativkosten, erheblich gesenkt und der Whistleblower aus rechtsökonomischer Perspektive als sog. cheapest briber charakterisiert werden.
Der angewandte Teil dieser Masterarbeit zieht die derzeitige Rechtslage betreffend den Schutz von Whistleblowern in Europa und in Österreich als Untersuchungsgegenstand für eine ökonomische Analyse des Rechts heran. Dabei zeigt sich, dass die uneinheitlichen gesetzlichen Regelungen ökonomische Anforderungen nicht zufriedenstellend erfüllen, da der Schutz einige Schwachstellen aufweist und positive Anreize für Whistleblower in den meisten Fällen gar nicht erst vorgesehen sind.
Zusammenfassend wird sowohl den europäischen Institutionen als auch dem österreichischen Gesetzgeber empfohlen, den Schutz von Whistleblowern einerseits zu stärken und zu vereinheitlichen, und andererseits den Hinweisgebern stärkere kompensatorische und finanzielle Anreize zu bieten.