Abstract (deu)
Diese Arbeit ist an der Frage interessiert, wie soziale Ungleichheit gegenwärtig auftritt und sozialwissenschaftlich verhandelt bzw. analysiert wird. Den Ausgangspunkt bildet dabei die Annahme, soziale Ungleichheit sei komplex, vielschichtig und multidimensional. Herkömmliche soziologische Theorien sozialer Ungleichheit scheinen aufgrund ihrer vielfältigen Exklusions- und Marginalisierungsprozesse, sowie ihres unkritischen Wissenschaftsverständnisses, für die umfassende Analyse sozialer Ungleichheit weniger geeignet. Diese Arbeit verortet sich in der Tradition kritischer, emanzipativer Theorieprojekte, aus deren Verständnis, Wissenschaft dominante Diskurse und hegemoniales Wissen entscheidend mitkonstruiert und sowohl unbeabsichtigt, als auch intendiert, zu Normierungen, Ausgrenzungen und Entnennungen spezifischer Gruppen beiträgt. Es benötigt daher Theorien sozialer Ungleichheit, die sich dieser Tatsache und verantwortungsvollen Aufgabe bewusst sind, einen Perspektivwechsel vollziehen und epistemologische Strategien für ein umfassenderes Verständnis sozialer Ungleichheit entwickeln. Das im Kern politische und gesellschaftskritische Projekt der Intersektionalität verspricht die Erfassung und Analyse multidimensionaler und wechselwirkender Ungleichheiten und soll daher auf Potenzial und Problemstellung in der Konzeptualisierung sozialer Ungleichheit geprüft werden. Vielversprechend erscheint die Perspektive auf Macht-, Herrschafts-, und Normierungsverhältnisse, sowie die (Diskussion über die) Erweiterung der Analyse um verschiedene Ungleichheitskategorien wie Race, Ethnie, Nation, Geschlecht, Sexualität, Heteronormativität und Disability und Alter. Zudem wird die strikte Dichotomie von Mikro- vs. Makroebene zugunsten verschiedener Wirkungs- und Analysedimensionen aufgebrochen. Intersektionale Ansätze zur Erfassung wechselwirkender Ungleichheitskategorien und Wirkungs- und Analysedimensionen scheinen additive und quantifizierende Modelle zunehmend zu überwinden und komplexitätserfassende theoretische und empirische Analysen zu ermöglichen. Kritik wird zunehmend an der Naturalisierung des kritischen politischen Potenzials von Intersektionalität geübt. Problemstellung können außerdem in der konkreten Umsetzung der theoretisch formulierten Grundsätze und Zielvorstellungen vermerkt werden.