Abstract (deu)
Tracht erlebt in den letzten Jahren eine Renaissance in der Stadt Salzburg und den umliegenden Regionen. Junge Erwachsene können es kaum erwarten, auf dem nächsten Fest ihre Dirndln und
Lederhosen anzuziehen, der Sänger Andreas Gabalier präsentiert seine eigene Trachtenkollektion, junge DesignerInnen und große Modeketten drängen auf den Markt und das Heimatwerk
Salzburg veröffentlicht am Höhepunkt des Booms ein neues Trachtenbuch. Das Leitmotiv dieser Aktivitäten und Entwicklungen ist allzu oft „die“ Tradition, im Alltag kaum hinterfragt und in der wissenschaftlichen Literatur wenig beachtet. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Konzept
der Tradition auf Basis zweier Forschungsfragen auseinander: Wie wird die Tradition des Dirndls interpretiert, konstruiert und dekonstruiert und welche Dynamiken liegen den Diskursen über
seine Tradition(en) zugrunde? Und vor allen Dingen, wer erhebt Anspruch auf „die“ Tradition?
Basierend auf teilnehmender Beobachtung und ExpertInneninterviews fragt die Studie nicht nach
erfundener Tradition, sondern erforscht das fortwährende Erfinden von Tradition in der Gegenwart und zeigt so auf, wie die unterschiedlichen Vorstellungen von Tradition und Tracht
den Weltmarkt, den geographischen Raum, das Gesellschaftsleben und den einzelnen Körper beeinflussen können.