Abstract (deu)
Mit der Frage Was ist wann für wen und weshalb Kunst? wird in der Arbeit der Frage nach den Wahrnehmungs- und Möglichkeitspotentialen der offenen Kunstszene der Gegenwart nachgegangen. Das damit geöffnete, sehr weitläufige Feld wird vor allem in Hinblick auf die omnipräsenten Möglichkeiten die dem Individuum in der Gegenwart geboten werden, auf allen medialen und sozialen Ebenen als Ästhetik hervorbringendes und rezipierendes Subjekt aufzutreten, untersucht. Hierbei stehen die von Walter Benjamin geprägten Begrifflichkeiten von choc, Kairos, Aura, Geistesgegenwart und die Konzepte einiger Geisteswissenschaftler des vergangenen Jahrhunderts sowie auch der Gegenwart wie beispielsweise von Theodor W. Adorno, Juliane Rebentisch, Judith Sigmund oder auch Literatur-Autoren wie Robert Fleck und Wilhelm Genazino im Mittelpunkt. Ihre jeweiligen Thesen, Begrifflichkeiten und Kunst-Konzepte werden in der theoretischen Analyse mit den gegenwärtigen Bedingungen verglichen und auf ihre Gültigkeit hin überprüft und anschließend mit direkten Beispielen von offenen Kunstformen wie Fluxus, Performance Art und nicht institutionellem Theater sowie einigen praktischen Beispielen der Gegenwartskunst in Beziehung gesetzt.
Hinsichtlich all dieser Beobachtungen steht das verfasste Konzept von Kunst als nicht haptisch fassbares und abgeschlossenes Werk, sondern vielmehr als potentieller Wahrnehmungsmodus der Welt oder auch als Kunstmoment im Sinne eines transitorischen Erfahrens-Augenblick des Individuums im Mittelpunkt. Die Möglichkeiten der omni-potentiellen Ästhetisierung der eigenen Lebenswelt, der poetischen Darstellung der eigenen Person und damit der allzeit möglichen Kunst-Machung bzw. –Hervorbringung kennzeichnen die erstellten Thesen und sind für die Auffassung der Gegenwartskunst als eine fragmentierte, aber offene, ästhetische Welt der Potentialitäten aller Ebenen ausschlaggebend. Im Vergleich der Konzepte von Literatur, Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaften sowie den Aussagen und Projekten von kreativ Arbeitenden wird eine Analyse mit direktem Bezug auf theoretischer Ebene vollzogen, wobei eine nicht-normative Herangehensweise und damit auch offene Behandlung der gestellten Fragen maßgeblich prägend wirkt.