Abstract (deu)
Hintergrund der Studie: Das Computerspiel Minecraft wird aufgrund seines kreativen Potenzials
von Eltern und Pädagog_innen positiv bewertet. Als didaktisches Material soll es den
Schulalltag bereichern und den Generationen-Gap zwischen Lehrenden und Schüler_innen
verringern. Da möglicherweise spielimmanente Logiken und Mechaniken Handlungsspielräume
für bestimmte Spielende limitieren, sollen die Bedürfnisse und Gewohnheiten von
unterschiedlichen Nutzenden in Überlegungen zur Gestaltung alternativer Lehrmethoden
einbezogen werden, damit alle Heranwachsenden vom Einsatz digitaler Spiele im Unterricht
gleichermaßen profitieren können.
Ziel der Studie: Das primäre Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Blick auf die Praktiken
und Motive heranwachsender Computerspielenden am Beispiel eines enorm populären Computerspiels
zu werfen, um über ihr Spielverhalten Auskünfte zu erhalten. Im Fokus stehen
Handlungsmöglichkeiten und Beschränkungen, die sich innerhalb und außerhalb der digitalen
Welt durch das Spielen ergeben. Die theoretische Fundierung erfolgte anhand von Überlegungen
aus den Game Studies sowie den Gender Studies unter Berücksichtigung kommunikationswissenschaftlicher
Grundlagen.
Methode: Die Haupterhebung besteht aus Paired Interviews und Beobachtungen von sechs
Heranwachsenden, die im Juni 2016 durchgeführt wurden und durchschnittlich zwischen
sechzig und neunzig Minuten dauerten. Ergänzend wurde eine Bildanalyse der verwendeten
Avatare durchgeführt sowie ein Fragebogen zur Computerspielnutzung ausgewertet.
Ergebnisse: Vor allem selbstbestimmtes Handeln in Minecraft wird in der vorliegenden Untersuchungvon
der Heranwachsenden enorm positiv erlebt, denn diese Erfahrungen sind für junge
Menschen außerhalb der digitalen Welt zum Teil (noch) nicht möglich. Diese werden aus der
digitalen Umgebung in das reale Leben transportiert und können dort Einfluss auf die Einstellungen
und das Verhalten Heranwachsender nehmen. Zudem hat sich gezeigt, dass gemeinsames
Computerspielen freundschaftliche und familiäre Beziehungen unter bestimmten Umständen intensivieren
kann. Die Untersuchung lässt jedoch auch den Schluss zu, dass die Spielmechaniken
und Spiellogiken von Minecraft weibliche Spielweisen in einem gewissen Ausmaß limitieren.
Implikationen: Minecraft begeistert junge Spielende, bietet ihnen vielfältige Handlungsoptionen
und Identifikationsmöglichkeiten und stellt grundsätzlich das nötige Potenzial bereit, um im
Unterricht positiv unterstützend eingesetzt werden zu können. Jedoch können nicht alle Heranwachsende
gleichermaßen von den Möglichkeiten des Spiels profitieren. Dies sollte vor allem
beim Einsatz im schulischen Bereich berücksichtigt werden, um Ausschlüsse zu verhindern.