Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit behandelt das Thema der Evolution der weiblichen Rollenbilder im seriellen Erzählen anhand des Beispiels der spanischen Kriminalserie Petra Delicado. In diesem Zusammenhang lassen sich drei Forschungsfragen aufstellen: Welche Untergattung des spanischen Kriminalromans liegt hier vor? Findet im Laufe der Kriminalserie eine Entwicklung der Frauenrolle statt? Auf welche Art und Weise manifestiert sich das Prinzip der Serialität?
Um diese Fragen beantworten zu können, wurden zuerst die zwei wichtigsten Untergattungen des spanischen Kriminalromans präsentiert, der traditionelle Kriminalroman (novela policíaca clásica) und die novela negra. Im Anschluss wurde auf die Prinzipien der Serialität eingegangen und danach die Figurenanalyse vorgestellt. Abgesehen davon, wurde ebenfalls das Thema der Frau und die Epoche der Transición angeschnitten, um den spanischen Frauenkriminalroman in einen historischen und kulturellen Kontext einbetten zu können.
Die Analyse der Serie Petra Delicado ergab, dass sie der Untergattung novela negra angehört, auch wenn nicht immer alle Voraussetzungen gegeben sind, denn es handelt sich um ein dynamisches und flexibles Genre, bei dem die Sozialkritik eindeutig im Vordergrund steht. Zur Serialität kann gesagt werden, dass sie auf zwei verschiedenen Ebenen vorhanden ist: Auf beruflicher Ebene weist sie eine geschlossene Form auf, denn jeder Roman endet mit einem abgeschlossenen Fall und wird in den nächsten Bänden nicht mehr aufgegriffen, doch auf privater Ebene lässt sich die offene Form der Serialität erkennen, da die persönliche Entwicklung aufbauend ist und in jedem neuen Roman fortgesetzt wird, wodurch sich Kontinuität feststellen lässt. Anhand der Figurenanalyse wurden nicht nur die ProtagonistInnen, sondern auch andere weibliche Figuren unter die Lupe genommen, um die Entwicklung der Frauenrolle zu untersuchen. Es kann gesagt werden, dass im Laufe der Serie eine Entwicklung des Frauenbildes eindeutig feststellbar ist, die bereits in der zweiten Hälfte des ersten Romans beginnt. Kritisch gesehen muss jedoch hervorgehoben werden, dass der Protagonistin keine vollständige Befreiung von den konservativen Werten der patriarchalischen Gesellschaft gelingt und auch ihr Verhalten entspricht weiterhin eher den männlichen Rollenbildern. Zu einer vollständigen Befreiung kommt es erst durch die junge Polizeiagentin, welche die neue Generation der Frauen repräsentiert. Auf der Ebene der Sozialkritik lässt sich ebenfalls eine Entwicklung erkennen, denn es kommt im Laufe der Serie zur Aufbereitung von immer heikleren Themen, die früher als Tabu galten.