Abstract (deu)
Die Suche nach der eigenen Identität stellt eine lebenslange Entwicklungsaufgabe dar. Bisher wurde die Adoleszenz als entscheidende Phase der Identitätsentwicklung definiert. Neuere Forschungen legen jedoch nahe, dass der Zeitraum zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr eine viel größere Rolle spielt. Daher wurden in der vorliegenden Arbeit, ausgehend von der Identitätstheorie nach Marcia, einzelne Aspekte der Identität sowie der Identitätsstatus des jungen Erwachsenenalters im Zusammenhang mit internalen beziehungsweise externalen Einflussfaktoren untersucht. Die Daten entstammen der siebten sowie achten Erhebungswelle des Längsschnittprojektes „Familienentwicklung im Lebenslauf“ (FIL), welches das Ziel verfolgt, Aufschluss über individuelle Entwicklungsverläufe von Kindern und deren Familien unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Veränderungen zu geben. Die herangezogene Stichprobe wurde in Wien und dessen Umgebung rekrutiert. Im Allgemeinen stellte sich heraus, dass Personen im Moratorium höhere Ausprägungen in ihrem Explorationsverhalten aufweisen, als jene mit erarbeiteter Identität. Eine höhere Bereitschaft zur Exploration konnte außerdem beim Vergleich der beiden Geschlechter für weibliche Teilnehmerinnen, sowie für Studierende beim Vergleich mit Nicht-Studierenden, gefunden werden. Zudem berichteten, entgegen der Vermutungen, junge Erwachsene mit erarbeiteter Identität über mehr Stress und junge Erwachsene mit diffuser Identität über gar keinen Stress im Bereich der tertiären Ausbildung oder der Arbeit. Bei der Betrachtung des Überganges von der Adoleszenz ins junge Erwachsenenalter weisen die Ergebnisse auf einen Anstieg der Verantwortungsübernahme als auch eine Abnahme des Explorationsverhaltens hin. Bei Einbezug sozialer Einflüsse konnten keine Unterschiede zwischen den Identitätsstatusgruppen (nach Marcia, 1980) innerhalb der Bindung zu den Eltern wie auch bei der Beziehung zu Gleichaltrigen und festen Partnerinnen und Partnern gefunden werden. Schlussendlich konnte in der Untersuchung entgegen den Erwartungen gezeigt werden, dass junge Erwachsene mit diffuser Identität häufiger bei der Mutter lebten als in einem eigenen Haushalt. Die nachgewiesenen Einflüsse lassen vermuten, dass die komplexe Struktur der Identität eine differenziertere Analyse erfordert. Aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen und der damit einhergehenden Verzögerung der Identitätsentwicklung kann angenommen werden, dass diese über das junge Erwachsenenalter hinaus andauert.