Die Diplomarbeit setzt sich mit der Freundschaftsidee im Denken Ivan Illichs auseinander und versucht, diese als Zentrum seines Lebens und Arbeitens zu beleuchten. Nach einer kurzen Vorstellung Illichs, der heute in der Theologie weitgehend in Vergessenheit geratenen ist, folgt zuerst eine positive Darstellung des Freundschaftstopos, mit ihren verschiedenen anthropo-theologischen Aspekten und Implikationen, im Ausgang vom Glauben an die Inkarnation. Dabei spielt sowohl die Thematik des Leibes eine wichtige Rolle als auch die Bestimmung der Freundschaft im Kontext seiner Kombination von Verantwortungs- und Tugendethik. Anschließend soll Illichs Kritik an den modernen Dienstleistungseinrichtungen im Hinblick auf die darin sich zeigenden Freundschafts-verzerrenden Momente befragt werden. Im Horizont seiner Korruptions-Hypothese der christlichen philia durch ihre Institutionalisierung in der Kirche und den sich aus ihr entwickelnden säkularen Strukturen, gilt es zudem die Frage nach der Heilsrelevanz ekklesialer und staatlicher Einrichtungen zu stellen. Zuletzt versuche ich, Perspektiven und Möglichkeiten für eine Kultivierung freundschaftlicher Beziehungen im persönlichen wie politischen Kontext aufzuzeigen, die aus Illichs Schriften gewonnen werden können. Darüber hinaus soll die Freundschaft als mögliche Verwirklichung der christlichen Berufung im heutigen postmodernen Kontext angedacht werden.