Abstract (deu)
Die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 traf sozial engagierte Organisationen in Österreich
beinahe unvorbereitet. Innerhalb der Monate September bis Dezember 2015 wollten über
600.000 flüchtende Menschen in Österreich ein- bzw. durchreisen. Dennoch boten viele
Institutionen in unterschiedlichsten Bereichen Hilfe und Betreuung an, waren allerdings auf
eine große Anzahl an freiwilligen Mitarbeitern angewiesen.
Unter diesen anteilnehmenden Institutionen befand sich ebenso „wieder wohnen“, ein
Tochterunternehmen des Fonds Soziales Wien. In verschiedenen Einrichtungen sorgten
freiwillige und hauptamtliche Mitarbeiter sowohl für Transitflüchtlinge, als auch
Asylantragsteller. Ohne Mithilfe Freiwilliger wäre dies in keinster Weise möglich gewesen,
da das Unternehmen und dessen hauptamtliche Mitarbeiter von der Flüchtlingswelle
sozusagen überrollt wurden. Die Institution ist nahezu vollkommen improvisiert und
ungeplant in die Flüchtlingshilfe eingestiegen, wodurch ebenso das Management und der
Umgang mit Helfern nicht geregelt erfolgten. Erst im Verlauf der Krisenzeit konnten relevante
Aspekte und Handlungsweisen erkannt und eingeführt werden.
In den unterschiedlichen Einrichtungen des Unternehmens wurden Abläufe und
Geschehen völlig unterschiedlich wahrgenommen. Besonders in Bezug auf das
Freiwilligenmanagement konnte während den durchgeführten Interviews wenig Konsistenz
festgestellt werden. Teamleiter mussten dementsprechend flexibel auf Gegebenheiten und
auf die Unsicherheit der Unverbindlichkeit in Verbindung mit Freiwilligentätigkeiten reagieren
können. Lösungsansätze der Principal-Agent-Theorie halfen bei der Minimierung von
Schwierigkeiten und Unsicherheitsfaktoren. „Wieder wohnen“ versuchte zwar von Anfang an
eine optimale unternehmensinterne Strategie und Organisation einzuführen, scheiterte
jedoch zeitweilig an verschiedenartigen Umständen.
Nach Abflauen der Krisenzeit etablierten sich deutliche Strukturen und Schemata innerhalb
des Unternehmens, wodurch sowohl die Betreuung der Flüchtlinge, als auch der Umgang mit
Freiwilligen nun systematischer und geplanter durchgeführt werden können. Fraglich bleibt,
ob eine effiziente und detaillierte Vorbereitung auf das Ausmaß der Flüchtlingskrise möglich
gewesen wäre.