Abstract (deu)
Vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der kalkulierten Eheschließungen als Überlebens- und Fluchtstrategien in Form von „Schein- und/oder Mischehen“ zur Zeit des nationalsozialistischen Regimes. Ziel ist es, anhand ausgewählter Fallbeispiele aufzuzeigen, wie eng die Kategorie der „Scheinehe“ mit jener der „Mischehe“ verwoben ist und wie sich dadurch Strategien entwickeln lassen konnten, welche im Einzelfall speziell „jüdischen Frauen“ das Überleben im Nationalsozialismus erleichterten. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Privilegien und Sanktionen gelegt, welche „Schein- und/oder Mischehen“ widerfuhren sowie auf die Frage danach, welchem Teil der vornehmlich weiblichen „jüdischen Bevölkerung“ des Deutschen Reiches es überhaupt möglich war, besagte Ehen einzugehen und dadurch gegebenenfalls ins nicht besetzte Ausland zu fliehen. Anhand der ausgewählten Fallbeispiele wird aufzeigt, dass „Schein- und/oder Mischehen“ während des Nationalsozialismus durchaus als Orte der Überlebenssicherung betrachtet werden können, dass jedoch auch Ausnahmen bestehen, wo eben dies nicht der Fall war und das Leben „der jüdischen Partnerin/des jüdischen Partners“ nicht gerettet werden konnte. Folglich lässt sich festhalten, dass „Schein- und/oder Mischehen“ nicht als Garanten für die Überlebenssicherung von als „jüdisch kategorisierten Personen“ angesehen werden können, sondern nur als „Schutzräume“, die im Einzelfall sowohl innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches als auch im Exil dazu beitragen konnten, in „Schein- und/oder Mischehe lebende Jüdinnen/Juden“ vor dem Völkermord zu bewahren, nicht jedoch vor der gesellschaftlichen Ab- und Ausgrenzung sowie den Diskriminierungen und Misshandlungen beider Ehepartner zur Zeit des Nationalsozialismus.