Abstract (deu)
Ziel der Arbeit ist die Erforschung der Verwendungskontexte und Besonderheiten der deutschen Muttersprache unter kasachstandeutschen Sprecher/innen in Almaty in Kasachstan. Außerdem werden Einstellungen der Informant/innen gegenüber ihrer Minderheitssprache und darauf aufbauendem Identitätsgefühl thematisiert. Datengrundlage der Masterarbeit bilden sieben von der Verfasserin während eines Aufenthaltes in der Großstadt Almaty aufgezeichnete Interviews mit sich der deutschen Minderheit zugehörig fühlenden, dort ansässigen Personen. Auf eine theoretische Einleitung hinsichtlich der ethnohistorischen Entwicklungen der Deutschen in Russland und Kasachstan sowie Phänomenen des Sprachschwunds und -tods folgend werden die Interviews inhaltlich und sprachwissenschaftlich ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass das Aufbrechen homogener deutscher Siedlungsgebiete 1941, große Auswanderungs-wellen seit Ende des 20. Jahrhunderts, die Dominanz der Sprache Russisch und zunehmend auch der Landessprache Kasachisch in beinahe sämtlichen Lebensbereichen, fehlende Normsicherheit bei der älteren Generation sowie die Nicht-Weitergabe der deutschen Sprache an die jüngere Generation dazu geführt haben, dass Deutsch als Muttersprache fast nur noch von Angehörigen der älteren Generation gesprochen wird, denen sich kaum noch Verwendungsmöglichkeiten der deutschen Sprache bieten. Das damit einhergehende und von den Informant/innen selbst beschriebene Vergessen der Muttersprache wird als schade aber nicht mehr aufzuhaltende Entwicklung empfunden. Bei genauerer Betrachtung der Äußerungen der Interviewpartner/innen lassen sich verschiedene Dialektmerkmale konstatieren. Gleichzeitig sind Interferenzfehler durch den Einfluss der Dominanzsprache Russisch, die im abschließenden Auswertungskapitel anhand von Beispielen beschrieben werden, kennzeichnend für die Rede der in Almaty lebenden Informant/innen, die sich trotz teilweise stark eingeschränkter Sprachkompetenzen selbst identitätsbildend als „Deutsche“ bezeichnen.