Abstract (deu)
In dieser Arbeit gibt der Autor u. a. ausgehend von dekolonialer, feministischer und
posthumanistischer Theorie eine eurozentrismuskritische Perspektive auf die Arbeit der
aktivistischen Theatergruppe „Zentrum für Politische Schönheit“ (ZPS), wobei der Fokus der
Arbeit im Sinne der Critical Whiteness und Okzidentalismuskritik auf dem Nutzen für das
hegemoniale Selbst liegt. Die Arbeit stellt verschiedene ästhetische Strömungen (auch
dekoloniale) vor, um die Analyse zu unterstützen und situiert das ZPS als Aktionskunst der
hegemonialen bürgerlichen Gesellschaft zugehörig. Er führt eine Inhaltsanalyse zentrale
programmatische Texte durch sowie eine semiotische Analyse der aktuellsten Aktion der
Gruppe „Flüchtlinge fressen“ (Juni 2016). Das ZPS wird als elitäre Gruppe vorgestellt, deren
Gesellschaftskritik keine Staatskritik enthält und die mit seiner Kunst die Öffentlichkeit
erziehen will. Die programmatischen Texte sind orientalistische Texte, die auf verschiedene
Weisen „westliche“ Zivilisiertheit bzw. Überlegenheit behaupten, u. a. individuelles
moralisches Held_innentum als gesellschaftliches Ideal. Kolonialismus wird nicht als
herrschaftliche gesellschaftliche Realität gesehen. In der semiotischen Analyse zeigt der Autor
auf unterschiedliche Weisen, dass das ZPS eurozentrische Kunst macht, z. B. ist „politische
Schönheit“ eine eurozentrische Lösung. In einer narrativen Analyse der Gesamtaktion bietet
der Autor zwei Lesarten der Aktion an, wobei bei beiden das zivilisierte „westliche“ Selbst
nicht dekonstruiert wird. Die zynische Lesart stellt die „westliche“ bzw. deutsche Gesellschaft
ohne Selbstkritik als „inhuman“ bloß, in der melodramatischen Lesart sorgt das ZPS für eine
Abgrenzung von „guten“ und „schlechten“ hegemonialen Subjekten, wobei das „alternative“
Selbst u. a. den Nutzen der Illusion einer ethischen Beziehung mit „den Anderen“ davonträgt.
Der Autor vergleicht die Aktion des ZPS mit der ähnlichen Aktion „Ausländer raus“ von
Christoph Schlingensief sowie verschiedenen anderen aktivistischen Künst_lerinnen, bevor er
am Schluss für sich selbst und das ZPS nach Motivationen für das hegemoniale Selbst sucht,
seine (kolonialen) Privilegien abzugeben bzw. zu verlernen.