Abstract (deu)
Einleitung und Fragestellung: Bariatrische Chirurgie bietet eine effektive Möglichkeit zur langfristigen Gewichtsabnahme bei morbider Adipositas. Sie basiert im Wesentlichen auf Restriktion und/oder Malabsorption. Der Omega-Loop ist eine Variante des Magenbypasses mit nur einer Anastomose. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus Restriktion und Malabsorption. Jeder adipositaschirurgische Eingriff birgt jedoch auch Risiken für peri- und postoperative Komplikationen. Ein exzessiver Gewichtsverlust sowie postoperative Malabsorption lebenswichtiger Vitamine und Mineralstoffe wirkt sich ungünstig auf den Knochenstoffwechsel aus. Um ernährungsbedingte Komplikationen und Mangelerscheinungen zu vermeiden, ist eine lebenslange Substitution mit ausgewählten Vitaminen und Mineralstoffen erforderlich. Diese Analyse der LOAD-Studie wurde durchgeführt, um Veränderungen des Knochenstoffwechsels nach einem Omega Loop-Magenbypass zu untersuchen. Zusätzlich wurde der Einfluss der Vitamin D- und Calciumversorgung auf den Verlauf einzelner Parameter des Knochenstoffwechsels geprüft.
Methode: 50 Patienten (40 Frauen, 10 Männer) nahmen am AKH Wien an einer sechsmonatigen Supplementierungsstudie teil. Der Knochenstoffwechsel wurde durch die Bestimmung von Osteocalcin, N-terminales Prokollagen Typ-I-Propeptid (P1NP) und C-terminale Telopeptide (β-Crosslaps) präoperativ sowie 1, 3, und 6 Monate postoperativ beurteilt. Anorganisches Phosphat, Alkalische Phosphatase, intaktes Parathormon (PTH), 25(OH)D und Calcium wurden präoperativ sowie 2 Wochen, 1, 2, 3, 4, 5 und 6 Monate postoperativ bestimmt. Eine DEXA-Messung (Dual-Röntgen-Absorptiometrie) zur Beurteilung der Knochenmineraldichte wurde präoperativ und 6 Monate postoperativ durchgeführt. Das Ernährungsverhalten der Studienteilnehmer wurde mittels Ernährungs-Schätzprotokoll präoperativ als auch 1, 3 und 6 Monate postoperativ bewertet. Die Auswertung erfolgte mittels „Nut.s Nutritional Software“.
Ergebnisse: Die Knochenformationsmarker Osteocalcin, P1NP (p<0,001) und alkalische Phosphatase (p<0,05) sowie der Knochenresorptionsmarker β-Crosslaps (p<0,001) erhöhten sich signifikant innerhalb von 6 Monaten. PTH sank nach anfänglicher Steigerung tendenziell im Zeitraum der letzten 3 Monate. 25(OH)D erhöhte sich über den gesamten Studienverlauf signifikant, während der Calcium- und Phosphatspiegel sich nicht signifikant veränderten. Die Ergebnisse der DEXA-Messung zeigten eine nicht signifikante Abnahme der Knochenmineraldichte in allen Messregionen der Hüfte (proximaler Femur). Im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) reduzierte sich die Knochendichte an den Wirbeln L1 und L2 sowie ebenfalls der Totalwert tendenziell. An den Wirbeln L3 und L4 wurde hingegen eine Zunahme der Knochendichte verzeichnet. Die Messungen am Unterarm zeigten am middistalen sowie ultradistalen Radius eine Abnahme der Knochendichte, wohingegen die Messwerte am gesamten Unterarm und das distale Drittel über den gesamten Studienverlauf unverändert blieben. Das Ausmaß der Abnahme war im Vergleich zu den anderen Messregionen im Hüftbereich am stärksten ausgeprägt. Die Auswertung der Schätzprotokolle zeigte prä- als auch postoperativ eine inadäquate Aufnahme von Calcium und Vitamin D. Die prozentuale Zusammensetzung der Makronährstoffe entsprach ebenfalls nicht den Empfehlungen.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie konnten verdeutlichen, dass ein malabsorptiv-restriktiver bariatrischer Eingriff in einer Veränderung des Knochenstoffwechsels resultiert. Die Knochenstoffwechselparameter zeigten eine signifikante Zunahme, was auf einen erhöhten Knochenumsatz schließen lässt. Gleichzeitig wurde im Rahmen der DEXA-Messung größtenteils eine nicht signifikante Abnahme der Knochenmineraldichte verzeichnet, wodurch das Risiko, eine Osteopenie oder Osteoporose zu entwickeln, erhöht wird. Bedingt durch die hochdosierte Substitution mit 25(OH)D war das Ausmaß der Abnahme verglichen mit anderen Studien jedoch deutlich geringer. Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse die Notwendigkeit einer postoperativen Substitution mit Mikronährstoffen und Mineralstoffen, die für eine optimale Funktion des Knochenumbaus erforderlich sind.