Abstract (deu)
Hintergrund: Die Pflegeverantwortung, die Young Carers übernehmen, stellt ein komplexes Phänomen dar, da sie sich einerseits noch in ihrer Kindheit befinden, andererseits jedoch die Pflichten von erwachsenen Pflegenden übernehmen müssen. Diese Pflegerolle hat häufig negative Auswirkungen auf die Kinder, da sie nicht ausreichend Zeit für sich selbst haben. Daher ist Unterstützung und Entlastung für Young Carers wesentlich. Ein solches Unterstützungsangebot stellt das Juniorcamp des Österreichischen Jugendrotkreuzes dar. Dieses bietet Young Carers zwischen zehn und 14 Jahren die Möglichkeit, in Form eines Erholungsurlaubs Abstand zur familiären Situation zu nehmen.
Ziel: Die Evaluation des Juniorcamps des Österreichischen Jugendrotkreuzes hat zum Ziel herauszuarbeiten, ob das Juniorcamp eine hilfreiche Maßnahme zur Entlastung von Kindern und Jugendlichen schwer kranker Eltern darstellt. Es soll weiters aufgezeigt werden, um welche Maßnahmen das Juniorcamp in Zukunft erweitert werden kann, um bestmöglich auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen einzugehen.
Methodik: Zum Erreichen des Forschungsziels wurde eine qualitative Evaluation durchgeführt. Die Daten wurden mittels qualitativer, leitfadengestützter Interviews und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) analysiert.
Ergebnisse: An der Untersuchung nahmen elf Kinder und acht Elternteile teil. Die Ergebnisse zeigen, dass der Teilnahme am Juniorcamp ein gemeinsamer Entscheidungsprozess vorausgeht. Die Familie fällt unter Berücksichtigung unterschiedlicher Beweggründe gemeinsam die Entscheidung zur Teilnahme. Beim Kind stellt sich zu dieser Zeit eine ambivalente Vorfreude ein, die geprägt ist durch Vorfreude auf Abstand und Ruhe, aber auch durch Unsicherheit und Sorge insbesondere um das erkrankte Familienmitglied. Während des Juniorcamps nutzen die Eltern die Zeit, indem sie sich selbst oder die Partnerschaft in den Mittelpunkt stellen und außeralltägliche Aktivitäten erleben. Die Kinder nehmen die Zeit im Juniorcamp als etwas Besonderes wahr. Sie erleben in dieser Zeit das betreut sein anstatt selbst betreuen zu müssen. Darüber hinaus bildet sich bei den Kindern ein Gemeinschaftsgefühl, es ist ein wir unter uns, da alle Kinder die gleichen Erfahrungen aufweisen. Die Zeit danach ist für die gesamte Familie anders als zuvor, da Kinder wieder Zeit brauchen, um sich in den Alltag zu integrieren. Des Weiteren werden vor allem positive Veränderungen an den Kindern wahrgenommen.
Schlussfolgerung und Empfehlungen: Das Juniorcamp stellt eine effektive Maßnahme zur Entlastung der Kinder und der gesamten Familie dar. Den Kindern wird das „Kind sein“ ermöglicht, ohne Rücksicht auf den erkrankten Elternteil nehmen zu müssen und schafft zugleich eine Ruhezeit für die Eltern selbst. Maßnahmen, die für die zukünftige Umsetzung des Juniorcamps von Bedeutung sind, sind einerseits eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit, um Informationen über das Juniorcamp und die Möglichkeit einer Teilnahme zu verbreiten. Andererseits sollte das Programm auch weiterhin an einem Urlaubsort am Wasser stattfinden. Wesentlich ist, den Kindern informelle Freiräume zu lassen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, um somit auch ihre Gesprächsbedürfnis zu erkennen. Darüber hinaus könnten Maßnahmen in das Programm integriert werden, die die Widerstandkraft der Kinder erhöhen.