Die vorliegende Arbeit untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der nationalen Anti-Bullying-Strategien Österreichs und Finnlands. Diese vergleichende Analyse schließt an eine theoretische Annäherung an das Phänomen Bullying an, in der einerseits der aktuelle Forschungsstand zum Thema Bullying nachgezeichnet und andererseits Bullying aus bildungswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet wird. Darüber hinaus liegt ein zentrales Anliegen dieser Arbeit darin, aufzuzeigen, inwiefern Bullying als eine kinderrechteverletzende Praxis aufgefasst werden muss.
Für den Vergleich der Anti-Bullying-Strategien wurden Dokumente und Publikationen, die in Zusammenhang mit den beiden Strategien erschienen sind, einer hermeneutischen Analyse unterzogen. Die Analyse orientiert sich dabei an Fragen und Kriterien, die in der theoretischen Auseinandersetzung gewonnen wurden und gliedert sich in die zentralen Kategorien theoretische Fundierung, Ziele, Maßnahmen und Wirksamkeit der ausgewählten Strategien.
Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die Gemeinsamkeiten der nationalen Strategien vorrangig in ihrer Konzeption als Mehr-Ebenen-Programm, in Ähnlichkeiten einzelner Maßnahmen und der Überantwortung der Durchführung dieser Maßnahmen an die Lehrpersonen liegen. Maßgebliche Unterschiede zeigen sich in der theoretischen Modellierung von Bullying, der empirischen Fundierung der Strategien, der Zielsetzung sowie deren Vereinbarkeit mit den gewählten Maßnahmen und der Evaluation der Strategien. Basierend auf der theoretischen Auseinandersetzung mit Bullying zeichnet sich im Rahmen des Vergleichs ab, dass die finnische Strategie besser mit dem Phänomen Bullying umgeht und die gesetzten Ziele eher erreichen kann, als die österreichische Strategie. Beispielsweise kann die österreichische Strategie aufgrund ihrer Konzeption und Umsetzung den selbst auferlegten Anspruch, primärpräventiv wirksam zu sein, nicht erfüllen.
Die vorliegende Arbeit legt allerdings auch nahe, dass durch einen bildungswissenschaftlichen Zugang zu diesem Thema andere Maßnahmen für den Umgang mit Bullying angezeigt wären. Ein Ansatzpunkt wäre, Bullying stärker als Normverstoß zu Etablieren und sich die soziale Funktion von Scham und Schuld zu Nutze zu machen, um Bullying entgegenzuwirken. Hier eröffnen sich Möglichkeiten für weiterführende Forschungsarbeiten.
This thesis investigates similarities and differences of the Austrian and Finnish national antibullying strategies.
The comparative analysis of the strategies is based on a theoretical examination of bullying, which presents the current state of research and tries to connect bullying with concepts from educational sciences and educational philosophy. Furthermore, it was a central objective to highlight that bullying needs to be understood as a practice that infringes upon children’s rights.
In order to compare the antibullying strategies, documents and publications published in connection with the strategies are analysed hermeneutically. The analysis is based on questions and criteria developed in the theoretical part of this thesis and is structured in line with the main categories: theoretical foundations, aims, actions and effectiveness of the strategies.
Main findings of the comparative analysis are that both strategies draw on multiple levels, that there are similarities regarding several actions and that teachers are assigned to conduct the actions. Essential differences can be found in respect of the theoretical shaping of bullying, the empirical foundations of the strategies, the overall aims, the consistency of aims and actions as well as the evaluation of the strategies. Based on the theoretical framework, the Finnish strategy is handling bullying in a better way than the Austrian strategy and the Finnish strategy seems to be more likely to accomplish its aims.
Finally, this thesis pleads for strengthening an educational perspective on the phenomenon of bullying, which would lead to other ways of dealing with it. At this point, further research could start.
Die vorliegende Arbeit untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der nationalen Anti-Bullying-Strategien Österreichs und Finnlands. Diese vergleichende Analyse schließt an eine theoretische Annäherung an das Phänomen Bullying an, in der einerseits der aktuelle Forschungsstand zum Thema Bullying nachgezeichnet und andererseits Bullying aus bildungswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet wird. Darüber hinaus liegt ein zentrales Anliegen dieser Arbeit darin, aufzuzeigen, inwiefern Bullying als eine kinderrechteverletzende Praxis aufgefasst werden muss.
Für den Vergleich der Anti-Bullying-Strategien wurden Dokumente und Publikationen, die in Zusammenhang mit den beiden Strategien erschienen sind, einer hermeneutischen Analyse unterzogen. Die Analyse orientiert sich dabei an Fragen und Kriterien, die in der theoretischen Auseinandersetzung gewonnen wurden und gliedert sich in die zentralen Kategorien theoretische Fundierung, Ziele, Maßnahmen und Wirksamkeit der ausgewählten Strategien.
Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die Gemeinsamkeiten der nationalen Strategien vorrangig in ihrer Konzeption als Mehr-Ebenen-Programm, in Ähnlichkeiten einzelner Maßnahmen und der Überantwortung der Durchführung dieser Maßnahmen an die Lehrpersonen liegen. Maßgebliche Unterschiede zeigen sich in der theoretischen Modellierung von Bullying, der empirischen Fundierung der Strategien, der Zielsetzung sowie deren Vereinbarkeit mit den gewählten Maßnahmen und der Evaluation der Strategien. Basierend auf der theoretischen Auseinandersetzung mit Bullying zeichnet sich im Rahmen des Vergleichs ab, dass die finnische Strategie besser mit dem Phänomen Bullying umgeht und die gesetzten Ziele eher erreichen kann, als die österreichische Strategie. Beispielsweise kann die österreichische Strategie aufgrund ihrer Konzeption und Umsetzung den selbst auferlegten Anspruch, primärpräventiv wirksam zu sein, nicht erfüllen.
Die vorliegende Arbeit legt allerdings auch nahe, dass durch einen bildungswissenschaftlichen Zugang zu diesem Thema andere Maßnahmen für den Umgang mit Bullying angezeigt wären. Ein Ansatzpunkt wäre, Bullying stärker als Normverstoß zu Etablieren und sich die soziale Funktion von Scham und Schuld zu Nutze zu machen, um Bullying entgegenzuwirken. Hier eröffnen sich Möglichkeiten für weiterführende Forschungsarbeiten.
This thesis investigates similarities and differences of the Austrian and Finnish national antibullying strategies.
The comparative analysis of the strategies is based on a theoretical examination of bullying, which presents the current state of research and tries to connect bullying with concepts from educational sciences and educational philosophy. Furthermore, it was a central objective to highlight that bullying needs to be understood as a practice that infringes upon children’s rights.
In order to compare the antibullying strategies, documents and publications published in connection with the strategies are analysed hermeneutically. The analysis is based on questions and criteria developed in the theoretical part of this thesis and is structured in line with the main categories: theoretical foundations, aims, actions and effectiveness of the strategies.
Main findings of the comparative analysis are that both strategies draw on multiple levels, that there are similarities regarding several actions and that teachers are assigned to conduct the actions. Essential differences can be found in respect of the theoretical shaping of bullying, the empirical foundations of the strategies, the overall aims, the consistency of aims and actions as well as the evaluation of the strategies. Based on the theoretical framework, the Finnish strategy is handling bullying in a better way than the Austrian strategy and the Finnish strategy seems to be more likely to accomplish its aims.
Finally, this thesis pleads for strengthening an educational perspective on the phenomenon of bullying, which would lead to other ways of dealing with it. At this point, further research could start.