Abstract (deu)
Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert hat sich die Kunstgeschichte intensiv mit Johann Bernhard Fischer von Erlach und dessen architektonischen Errungenschaften auseinandergesetzt. Die Mikroarchitektur der Altäre hingegen erfuhr kaum Beachtung in der kunsthistorischen Forschung.
Im Rahmen dieser Masterarbeit sind ausgewählte Hochaltarbauten des Johann Bernhard Fischer von Erlach in einen Vergleich gesetzt worden. Aufgrund dieser angestrebten Komparatistik haben sich zahlreiche Fragen ergeben: Wo liegen die Wurzeln des Fischerschen Altarbaus begründet? Gibt es bestimmte Motive, die Fischer von Erlach in seine Altarbauten integrierte? Wie funktioniert die Verzahnung der Hochaltäre in Fischerschen und „fremden“ Sakralräumen? Diese Fragestellungen führen zu der Frage, ob der Hochaltar der Karlskirche in Wien ein Werk Johann Bernhard Fischer von Erlachs ist. Bezüglich der Authentizität haben sich weder schriftliche Quellen erhalten, noch wurde die Frage bis dato in der kunsthistorischen Literatur diskutiert.
Die Grundlage dieser Fragen bietet eine katalogische Aufzählung der ausgewählten Hochaltäre. Dabei wurden zunächst die Geschichte und Architektur ihres Aufstellungsraumes besprochen. Auch die Stilanalyse erhaltener Entwürfe und der ausgeführten Altarbauten bildet eine essentielle Grundlage.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Fischersche Hochaltar von einer Diversität gekennzeichnet ist, doch lässt sich in Bezug auf Aufbau, Motivik und Raumverständnis ein roter Faden erkennen. Die Wurzeln der Fischerschen Altararchitektur sind im römischen Barock verhaftet, vor allem Berninis Cathedra Petri kann als Vorbild gelten.
Ferner ist zu beobachten, dass die Verzahnung von Altar und Fischerschen bzw. „fremden“ Architekturen verschieden funktioniert. Fischer von Erlach nutzte die vorgegebenen Raumverhältnisse und versuchte, diese in seinen Altarbau zu integrieren. Dagegen stehen die von Fischer von Erlach geplanten Sakralräume (Kollegienkirche, Karlskirche). Die ihnen eingestellten Hochaltäre greifen in den Innenraum über und gehen somit eine Synthese mit diesem ein. Dem Hochaltar der Karlskirche liegt nicht nur eine solche architektonische Synthese zugrunde, sondern ihm sind auch bestimmte Motive eingebunden, die ebenfalls an anderen Altären Anwendung finden. Somit kann folgende These aufgestellt werden: Der Hochaltar geht auf Johann Bernhard zurück, wobei es zu einem späteren Zeitpunkt zu Planänderungen durch seinen Sohn, Joseph Emanuel Fischer von Erlach, kam.