You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1333228
Title (spa)
Habitante rural desplazado buscando raices en el cemento de Medellin
prácticas de supervivencia y arraigo en las laderas nortes del Valle de Aburrá
Parallel title (deu)
Landbewohner sucht Wurzel im Zement Medellin
Author
Antonio Zapata-Mejia
Advisor
Ursula Prutsch
Assessor
Ursula Prutsch
Abstract (deu)
DEUTSCHE ZUSAMMENFASSUNG. Am 9. April 1948 brach der Bürgerkrieg „La Violencia“ aus. Seit diesem Tag zwingt eine ununterbrochene Gewalt von fast 70 Jahren die Hälfte der Landbevölkerung Kolumbiens in die Stadt zu flüchten: „La Violencia“ und die Diktatur der 50´Jahre mündet in der Entstehung der Guerrilla in den 60´, welche die Herausbildung des Paramilitarismus in den 70´ fördete; dazu gesellt sich die Drogen-Mafia in den 80´ und in den 90´ fügt sich dann die extraktivistische Politik eines neoliberalen Staates hinzu, ein Jahrzehnt in dem die Darsteller auf blutigste weise, um die Hauptrolle die Kontrolle des Landes kämpfen und dadurch die Gewalt seinen Höhepunkt erreicht, ein Klimax-Stadium von zwei Jahrzehnten. Medellín, Anziehungspol der vertriebenen Bevölkerung, zeigt das selbe Gewalt-Muster wie das Land, jetzt aber auf engstem Raum komprimiert: Dem Gebilde Guerrilla+Paramilitär+Medellin- Kartell+Staat+„Normal“-Kriminalität fügen sich andere symbiotisch-hybride Gruppen hinzu, wie die „Combos“, die absoluten Herrscher des nördlichen Hanges, die Gesprächspartner des Rathauses im Dialoge des „Friedens“, der von der Regierung so laut propagiert wird. Im Zentrum des Feuergefechtes versuchen die Vertriebenen im Asphalt Medellíns Wurzel zu schlagen, aber die multiplen Herren und Gebieter zwingen sie sich wieder auf den Weg innerhalb Medellins zu machen: Die „intra-städtische“ Vertreibung über die „unsichtbaren Grenzen“ der Banden. Trotzdem ist der Staat, in seiner Konstruktion der Unternehmer- Stadt, der größte „Feind“ der Nordhang-Bevölkerung. Die Stadt mit ihrer wichtigsten Waffe, dem Raumordnungsplan, pfercht sie in einem engen steilen Streifen zwischen dem flachen Tal und der Höhe 1800 M.ü.M. Das Rathaus beansprucht den flachen Teil für Clusters und reiche Gettos und die Berge darüber für einen grünen Gürtel: Standortwechsel, Zwangsumsiedlung, Enteignung, Räumung und Vertreibung befinden sich an der Tagesordnung jener Gruppe (Um nur „räumlich“ zu sprechen, sonst sind auch Tot und Verschwinden ein Teil ihres Lebens). Zwei ganz konträre Betrachtungsweisen des Raumbewohnens: Der geplante Raum, nach „Gebrauchsanweisungen“ erstellt, gegen den entstandenen Raum, Produkt der unmittelbaren Bedürfnisse und Spiegelbild der Seele seiner Erbauer. Die Favela erscheint wie ein fantastisches Kunstwerk, aufrichtig und voll von der Überlebenskraft, die sie schuf, auch wenn bloß nur ihre visuelle Fragilität im Vordergrund steht. Nichts ist unrichtiger. Die übergroße Stärke der Favela wird von der unternehmerischen Stadt gefürchtet, von dem neoliberalen Staat, Erzeuger von noch und noch mehr Favela- Bewohner_innen, von unermüdlichen Bienen, von Erbauern von weitern Stöckwerken, wo es keinen Platz mehr gibt, die summend/brummend/surrend/sausend ihre Rechte fordern, die Wände bemalen, den öffentlichen Raum beanspruchen… Sie füllen Medellin mit Poesie …oder Stacheln, denn der Staat schläft nicht… Und sie pflanzen Tomaten in Kübeln, halten Hühner in Schachteln, trocknen Wäsche vor der Tür, kommunizieren mit Nachbarinnen, und ringen um das Leben. Sie schlagen Wurzel.
Keywords (deu)
MedellinKolumbienFavelaVertreibungneoliberale StadtUnternehmen-Stadt
Subject (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1333228
rdau:P60550 (deu)
176 Seiten : Illustrationen
Number of pages
176
Association (deu)
Members (1)
Title (spa)
Habitante rural desplazado buscando raices en el cemento de Medellin
prácticas de supervivencia y arraigo en las laderas nortes del Valle de Aburrá
Parallel title (deu)
Landbewohner sucht Wurzel im Zement Medellin
Author
Antonio Zapata-Mejia
Abstract (deu)
DEUTSCHE ZUSAMMENFASSUNG. Am 9. April 1948 brach der Bürgerkrieg „La Violencia“ aus. Seit diesem Tag zwingt eine ununterbrochene Gewalt von fast 70 Jahren die Hälfte der Landbevölkerung Kolumbiens in die Stadt zu flüchten: „La Violencia“ und die Diktatur der 50´Jahre mündet in der Entstehung der Guerrilla in den 60´, welche die Herausbildung des Paramilitarismus in den 70´ fördete; dazu gesellt sich die Drogen-Mafia in den 80´ und in den 90´ fügt sich dann die extraktivistische Politik eines neoliberalen Staates hinzu, ein Jahrzehnt in dem die Darsteller auf blutigste weise, um die Hauptrolle die Kontrolle des Landes kämpfen und dadurch die Gewalt seinen Höhepunkt erreicht, ein Klimax-Stadium von zwei Jahrzehnten. Medellín, Anziehungspol der vertriebenen Bevölkerung, zeigt das selbe Gewalt-Muster wie das Land, jetzt aber auf engstem Raum komprimiert: Dem Gebilde Guerrilla+Paramilitär+Medellin- Kartell+Staat+„Normal“-Kriminalität fügen sich andere symbiotisch-hybride Gruppen hinzu, wie die „Combos“, die absoluten Herrscher des nördlichen Hanges, die Gesprächspartner des Rathauses im Dialoge des „Friedens“, der von der Regierung so laut propagiert wird. Im Zentrum des Feuergefechtes versuchen die Vertriebenen im Asphalt Medellíns Wurzel zu schlagen, aber die multiplen Herren und Gebieter zwingen sie sich wieder auf den Weg innerhalb Medellins zu machen: Die „intra-städtische“ Vertreibung über die „unsichtbaren Grenzen“ der Banden. Trotzdem ist der Staat, in seiner Konstruktion der Unternehmer- Stadt, der größte „Feind“ der Nordhang-Bevölkerung. Die Stadt mit ihrer wichtigsten Waffe, dem Raumordnungsplan, pfercht sie in einem engen steilen Streifen zwischen dem flachen Tal und der Höhe 1800 M.ü.M. Das Rathaus beansprucht den flachen Teil für Clusters und reiche Gettos und die Berge darüber für einen grünen Gürtel: Standortwechsel, Zwangsumsiedlung, Enteignung, Räumung und Vertreibung befinden sich an der Tagesordnung jener Gruppe (Um nur „räumlich“ zu sprechen, sonst sind auch Tot und Verschwinden ein Teil ihres Lebens). Zwei ganz konträre Betrachtungsweisen des Raumbewohnens: Der geplante Raum, nach „Gebrauchsanweisungen“ erstellt, gegen den entstandenen Raum, Produkt der unmittelbaren Bedürfnisse und Spiegelbild der Seele seiner Erbauer. Die Favela erscheint wie ein fantastisches Kunstwerk, aufrichtig und voll von der Überlebenskraft, die sie schuf, auch wenn bloß nur ihre visuelle Fragilität im Vordergrund steht. Nichts ist unrichtiger. Die übergroße Stärke der Favela wird von der unternehmerischen Stadt gefürchtet, von dem neoliberalen Staat, Erzeuger von noch und noch mehr Favela- Bewohner_innen, von unermüdlichen Bienen, von Erbauern von weitern Stöckwerken, wo es keinen Platz mehr gibt, die summend/brummend/surrend/sausend ihre Rechte fordern, die Wände bemalen, den öffentlichen Raum beanspruchen… Sie füllen Medellin mit Poesie …oder Stacheln, denn der Staat schläft nicht… Und sie pflanzen Tomaten in Kübeln, halten Hühner in Schachteln, trocknen Wäsche vor der Tür, kommunizieren mit Nachbarinnen, und ringen um das Leben. Sie schlagen Wurzel.
Keywords (deu)
MedellinKolumbienFavelaVertreibungneoliberale StadtUnternehmen-Stadt
Subject (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1333229
Number of pages
176
Association (deu)