Abstract (deu)
Hintergrund: Die Gleichgewichtsfähigkeit ist eine der grundlegenden Fähigkeiten des menschlichen Organismus. Nicht nur bei sportlicher Aktivität, sondern auch im täglichen Leben spielt die Fähigkeit, die Haltungskontrolle bzw. Haltungsstabilität zu bewahren, eine zentrale Rolle. Jedoch kann sie aufgrund äußerer Einflüsse beeinträchtigt werden. Forscher und Forscherinnen nennen hier den Einfluss der muskulären Ermüdung aufgrund einer Kraftbeanspruchung der unteren Extremitäten. Die Literatur zeigt sich diesbezüglich aber widersprüchlich.
Ziele der Studie: Das Hauptziel dieser Studie ist es, herauszufinden, ob die Haltungskontrolle bzw. -stabilität aufgrund eines ermüdenden Krafttrainings der unteren Extremitäten beeinträchtigt wird. Weiters soll sie darüber Aufschluss geben, ob die Maximalkraft im Laufe der Kraftbeanspruchung abnimmt. Das dritte Ziel ist die Überprüfung, ob die Haltungskontrolle bzw. -stabilität mit der Maximalkraft und deren Abfall zusammenhängt.
Methode: 40 sportliche, gesunde Testpersonen (männlich: 21, weiblich: 19, Alter: 24,6 ± 2,2 Jahre, Größe: 1,73 ± 0,08 m, Schuhgröße: 26,47 ± 2,84 cm, Gewicht: 69,9 ± 12,9 kg, BMI von 23,2 ± 2,8), frei von vestibulären oder visuellen Störungen, wurden für diese Studie herangezogen. Sie absolvierten ein Krafttraining am Isomed_2000® und drei Gleichgewichtsmessungen am Sensewave medical® (vor, 3 Minuten nach und 45 Minuten nach der Kraftbeanspruchung). Die Gleichgewichtstestungen setzten sich aus 4 statischen (1-4) und 4 dynamischen (5-8) Messungen im beidbeinigen Stand unter folgenden Rahmenbedingungen zusammen: offene Augen – stabiler Untergrund, geschlossene Augen – stabiler Untergrund, offene Augen – Stand auf einer Schaumstoffauflage, geschlossene Augen – Stand auf einer Schaumstoffmatte durch somatosensorischen Input der kutanen Mechanorezeptoren. Die Messungen 5-8 wurden unter denselben Rahmenbedingungen jedoch auf labilem Untergrund durchgeführt. Das Krafttraining der unteren Extremitäten wurde mithilfe des Beinhubs am Isomed_2000 durchgeführt und setzte sich aus 3 Sätzen (8 maximale Wiederholungen) und je 2 Minuten Pause, wobei die Testpersonen maximale konzentrische und exzentrische Kraft aufwenden mussten, zusammen. Zur
Analyse wurden die posturalen Parameter COPT (Centre of Pressure Track) und ROM (Range of Motion) und die Kraftparameter Maximalkraft, Arbeit, Leistung, Abfall der Maximalkraft, Abfall der Arbeit und Abfall der Leistung herangezogen. Mithilfe des Statistikprogramms SPSS wurden die Ergebnisse ermittelt.
Ergebnisse: Die Werte des COPT (stat., offen) (p < 0.001), COPT (stat., geschlossen) (p < 0.01), ROM (stat., offen) (p < 0.05) und ROM (stat., geschlossen) (p < 0.05) stiegen 3 Minuten nach der Beendigung des Krafttrainings signifikant an. Der COPT (stat., Schaumstoff, offen) zeigt lediglich einen signifikanten Unterschied zwischen den Werten 3 Minuten und 45 Minuten nach dem Krafttraining (p < 0.05). Weiters steigt durch das Schließen der Augen die posturale Schwankung sowohl in statischer als auch in dynamischer Position. Zusätzlich gewinnt das visuelle System durch die muskuläre Ermüdung bei den Teilmessungen des COPT (stat., Schaumstoff), COPT (dyn.), ROM (stat., Schaumstoff), ROM (dyn.) und ROM (dyn., Schaumstoff) an Bedeutung. Ebenso wurde deutlich, dass Maximalkraft, Arbeit und Leistung, obgleich absolut oder relativiert durch das Gewicht (kg) der jeweiligen Testperson, von einem Satz zum nächsten sinken, wobei der Abfall vom ersten zum zweiten Satz am höchsten war. Diese Kraftparameter zeigen teilweise signifikante, hochsignifikante und höchstsignifikante Zusammenhänge mit dem COPT und ROM. Es konnten 20 signifikante bzw. hochsignifikante Zusammenhänge (p < 0,01; p < 0,05) des nicht normierten COPT mit absoluten bzw. 12 mit relativen Kraftparametern festgestellt werden. Beim normierten COPT werden 12 signifikante, hochsignifikante bzw. höchstsignifikante Zusammenhänge (p < 0,001; p < 0,01; p < 0,05) mit den absoluten bzw. 6 mit den relativen Kraftwerten festgehalten. Der nicht normierten ROM indiziert 28 signifikante, hochsignifikante bzw. höchstsignifikante Zusammenhänge mit den absoluten bzw. 21 mit den relativen Kraftwerten, wobei der normierte ROM 26 signifikante, hochsignifikante bzw. höchstsignifikante Zusammenhänge mit den absoluten und 19 mit den relativen Kraftwerten zeigt.
Fazit: Hintergründe der Zusammenhänge konnten in dieser Studie nicht herausgefunden werden. Sie bieten eine Grundlage für weitere Studien, die sich mit dem Zusammenhang zwischen menschlicher Muskelkraft und der
Gleichgewichtsfähigkeit befassen. Ein weiterer Ansatzpunkt für anschließende Forschungen betrifft eine Änderung der Reihenfolge der Messungen, indem die dynamischen den statischen Teilmessungen nach der Kraftbeanspruchung vorangehen, da die signifikanten Unterschiede ausschließlich die statischen Messungen betreffen.