Abstract (deu)
Im Laufe der Geschichte kam es seit je her zu recht unterschiedlichen Deutungen über den Tod und das Sterben. Ebenso veränderte sich der Umgang mit sterbenden Menschen in den unterschiedlichen Epochen. Um die aktuellen anthropologischen, theologischen und medizinethischen Dimensionen des Sterbens besser verstehen zu können, wird in dieser Arbeit ein historischer Rückblick bezüglich des Sterbens und den Tod im Mittelalter veranschaulicht, um ein tieferes Verständnis für diese Thematik zu bekommen und durch die Ergebnisse der historischen Betrachtung Rückschlüsse für unsere heutige Debatte ziehen zu können.
Es wird ein Einblick in den Umgang mit dem Sterben und dem Tod, aber auch in die Todesdefinition im Mittelalter gegeben werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Rolle des Arztes im Zusammenspiel zwischen Leben und Tod, da in diesem Verhältnis ein großer Kontrast zur heutigen Situation besteht. Denn die Beschäftigung mit den Sterbenden gehörte nicht in jeder Epoche zum Arbeitsfeld des Arztes. Im Mittelalter kam es jedoch zu einer schrittweisen Annäherung. Die Medizin des Mittelalters profitierte einerseits vom Wissen der antiken Gelehrten andererseits vollzogen sich aber auch Umbrüche, vor allem durch das sich immer weiter ausbreitende Christentum, welches sich nicht nur auf die religiösen Bräuche und Sitten rund um das Sterben auswirkte, sondern auch auf die ethische Einstellung der Ärzteschaft. In dieser Arbeit wird folglich das unmittelbare Sterben und die dazugehörigen Traditionen, aber auch der Umgang der Ärzte mit den sterbenden PatientInnen beleuchtet.
Darüber hinaus wird ein Einblick über die Todesdefinition gegeben, welche sich im Laufe der Jahrhunderte stetig veränderte. Dabei wird zunächst das vorhandene Material in Hinblick auf den Umgang mit dem Sterben in dieser Epoche im Vordergrund stehen. Unter anderem wird dargestellt werden, wie Sterbeprozesse in der kulturwissenschaftlichen und medizinhistorischen Literatur beschrieben werden, welche Personen dabei anwesend waren, welche Rollen sie einnahmen und wie sich die Rolle des Arztes am Sterbebett im Verlauf der Geschichte veränderte.
Es wird dargestellt wie sich die Einstellung gegenüber dem Tod und dem Sterben im Laufe des Mittelalters entwickelte und, dass in diesem Prozess Medizin und Religion nicht ohne Weiteres voneinander zu trennen sind, da die Kirche, vor allem in der Zeit der Klostermedizin, die medizinischen Entscheidungen und Praktiken maßgeblich geprägt und beeinflusst hat. Des Weiteren wird ersichtlich, dass vor allem in Hinsicht auf die Erschließung medizinischer Quellen noch einige Lücken in der Forschung vorhanden sind, vor allem in Hinblick auf das Sterben im Mittelalter aus medizinethischer Perspektive und die kirchenhistorischen Aspekten der Medizingeschichte.