Abstract (deu)
Populismus ist in unserer heutigen Zeit ein geflügelter und zugleich umstrittener Begriff. Er wird innerhalb der europäischen Gesellschaften als etwas überaus Negatives verstanden. Der Umgang mit Populismus gestaltet sich dennoch höchst unterschiedlich. Insbesondere die modernen (Massen-)Medien spielen dabei eine zentrale Rolle, wie innerhalb dieser Arbeit gezeigt wird. Aber auch die Wissenschaft ist sich uneins. Auf der einen Seite scheint ein Konsens darüber zu bestehen, dass Populismus eine Gefahr für die liberale Demokratie darstellt, gegen die es mit wohlüberlegten und vernünftigen Strategien vorzugehen gilt. Auf der anderen Seite finden sich jedoch immer wieder Stimmen, die zu bedenken geben, dass Populismus auch eine Chance sein kann, die Demokratie wiederzubeleben, indem heikle und/oder über Jahre der „political correctness“ hinweg tabuisierte Themen wieder auf die Agenda gebracht werden und die Gesellschaft somit zur Diskussion möglicher Fehlentwicklungen im bestehenden System angeregt wird. Gemein ist beiden Argumentationen, dass sie Populismus auf unterschiedliche Weise mit einer Krise der repräsentativen Demokratie in Verbindung bringen. Je nachdem, welche Argumentation bedient wird, wird Populismus entweder als Ursache oder als Begleiterscheinung dieser Krise verstanden. Die Diskussion darüber, welches Phänomen zuerst da war, führt aber ins Leere. Die Gesellschaft sieht sich unweigerlich mit einer Krise der repräsentativen Demokratie konfrontiert, die es gesamtgesellschaftlich zu thematisieren und diskutieren gilt. Die Medien verabsäumen es jedoch an dieser Stelle, die Gesellschaft umfassend über die tiefer liegenden Ursachen des populistischen Aufschwungs aufzuklären. Stattdessen werden populistische Parteien in einen moralisierenden Diskurs eingebettet und fungieren (für die liberale Demokratie) als eine Art Feindbild, um von den eigenen Defiziten abzulenken und Kritik am bestehenden System zu vermeiden.