Title (fra)
"C'est moi. Rien ne m'en guérira."
narration, biographie et autofiction dans l'oeuvre récente (2007-2015) de Gilles Leroy
Parallel title (deu)
Erzählung, Biografie und Autofiktion in ausgewählten Werken von Gilles Leroy
Author
Iris Kern
Advisor
Friedrich Frosch
Assessor
Friedrich Frosch
Abstract (deu)
Die vorliegende literaturwissenschaftliche Arbeit behandelt die Verwendung des Pronomens „ich“ in ausgewählten Werken des zeitgenössischen französischen Schriftstellers Gilles Leroy. Jenem gelang im Jahr 2007 der internationale Durchbruch mit der fiktiven Autobiographie von Zelda Fitzgerald – eine gesellschaftliche Größe, jedoch verkannte Schriftstellerin der 1920er bis 40er Jahre, deren Stimme sich Leroy leiht, um ihren emotionalen Zusammenbruch über die geschickt ineinander verketteten Jahrzehnte hinweg darzustellen. Das Wörtchen „ich“ ist jenes Instrument, das dem Werk die Macht verleiht, mit den Erwartungen des Lesers zu spielen, und es wird eindeutig, dass sich dieses „Ich“ nicht ganz einfach in eine Schublade stecken lässt. Es verursacht das Verschwimmen der Grenzen von Realität und Fiktion, (Auto-)Biographie und Roman, sowie erzählerischer Zuverlässigkeit und Unzuverlässigkeit. Dieser Taktik bedient sich Leroy auch in den auf Alabama Song folgenden Werken, welche einerseits biographisch angehaucht sind, und sich am Leben exemplarischer Existenzen (Zola Jackson), oder realer Berühmtheiten (Nina Simone, roman) orientieren, oder aber autobiographische Züge aufweisen (Dormir avec ceux qu’on aime, Le monde selon Billy Boy), weil das Leben des Autors selbst, oder jenes seiner Eltern den Stoff der Erzählungen liefern. Die theoretische Grundlage der Arbeit bildet eine Darstellung der Bedeutung des Pronomens „ich“ in der Philosophie-, Gesellschafts- und Literaturgeschichte. Die tiefgreifenden Veränderungen durch die Entdeckung des Individuums in der Renaissance haben das Verfassen von Autobiographien nachhaltig beeinflusst. In Bezug auf fiktive Werke wurde der Begriff der Perspektive seit dem 17. Jahrhundert weiterentwickelt, und Werke über die Erzähltechnik von namhaften Größen wie Franz Karl Stanzel und Gerard Genette werden seit Jahrzehnten für literarische Analysen eingesetzt. Wenngleich gewisse theoretische Meilensteine der Narrativik fortwährend als Bezugsgrößen für erzähltechnische Elemente wie Perspektive, Stimme und Modus herangezogen werden, gibt es rund um das Wörtchen „ich“ zahlreiche, vielfach umstrittene Erkenntnisse zu dessen Interpretierbarkeit. Diese betreffen einerseits die Implizierbarkeit des Autors in dessen fiktive sowie autobiographische Werke, andererseits die Wandelbarkeit von Identität und Wahrnehmung über die Zeit hinweg (erlebendes vs. erzählendes Ich), und darüber hinaus den Grad an erzählerischer Zu- bzw. Unzuverlässigkeit (unreliable narration). Der theoretische Abriss zeigt bereits, was in weiterer Folge an Leroys Werken erkenntlich wird, nämlich, dass Realität und Fiktion, und damit in Zusammenhang stehend, (Auto-)Biographie und Fiktion nicht voneinander abgrenzbar sind. In diesem Kontext werden vor allem Begriffe aus der französischen Literaturwissenschaft der 70er Jahre relevant, weil nämlich in diesem Zeitraum kontroverse Termini wie Philippe Lejeunes autobiographischer Pakt und Serge Doubrovskys Reaktion darauf – Autofiktion – entstanden. Obgleich sich die bearbeiteten Werke Leroys alle mit der Zusatzbezeichnung roman zieren, handelt es sich bei besagtem Autor um jemanden, der den Bezug seiner Werke zu seiner persönlichen Realität häufig publik macht. Die Bedeutung des persönlichen Fürwortes in der ersten Person Einzahl ist daher bei Leroy eine besondere. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass sich diese Bedeutung in erster Linie beim Rezipienten, d.h. beim Leser, entfaltet.
Keywords (deu)
Ich-ErzählungAutobiografieAutofiktionunzuverlässiges Erzählenimplizierter Autorimplizierter Leserbiographie romancéeGilles LeroyAlabama SongZola JacksonNina Simone romanDormir avec ceux qu'on aimeLe monde selon Billy Boy
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
104 Seiten
Number of pages
105
Study plan
Lehramtsstudium UF Englisch UF Französisch
[UA]
[190]
[344]
[347]
Members (1)
Title (fra)
"C'est moi. Rien ne m'en guérira."
narration, biographie et autofiction dans l'oeuvre récente (2007-2015) de Gilles Leroy
Parallel title (deu)
Erzählung, Biografie und Autofiktion in ausgewählten Werken von Gilles Leroy
Author
Iris Kern
Abstract (deu)
Die vorliegende literaturwissenschaftliche Arbeit behandelt die Verwendung des Pronomens „ich“ in ausgewählten Werken des zeitgenössischen französischen Schriftstellers Gilles Leroy. Jenem gelang im Jahr 2007 der internationale Durchbruch mit der fiktiven Autobiographie von Zelda Fitzgerald – eine gesellschaftliche Größe, jedoch verkannte Schriftstellerin der 1920er bis 40er Jahre, deren Stimme sich Leroy leiht, um ihren emotionalen Zusammenbruch über die geschickt ineinander verketteten Jahrzehnte hinweg darzustellen. Das Wörtchen „ich“ ist jenes Instrument, das dem Werk die Macht verleiht, mit den Erwartungen des Lesers zu spielen, und es wird eindeutig, dass sich dieses „Ich“ nicht ganz einfach in eine Schublade stecken lässt. Es verursacht das Verschwimmen der Grenzen von Realität und Fiktion, (Auto-)Biographie und Roman, sowie erzählerischer Zuverlässigkeit und Unzuverlässigkeit. Dieser Taktik bedient sich Leroy auch in den auf Alabama Song folgenden Werken, welche einerseits biographisch angehaucht sind, und sich am Leben exemplarischer Existenzen (Zola Jackson), oder realer Berühmtheiten (Nina Simone, roman) orientieren, oder aber autobiographische Züge aufweisen (Dormir avec ceux qu’on aime, Le monde selon Billy Boy), weil das Leben des Autors selbst, oder jenes seiner Eltern den Stoff der Erzählungen liefern. Die theoretische Grundlage der Arbeit bildet eine Darstellung der Bedeutung des Pronomens „ich“ in der Philosophie-, Gesellschafts- und Literaturgeschichte. Die tiefgreifenden Veränderungen durch die Entdeckung des Individuums in der Renaissance haben das Verfassen von Autobiographien nachhaltig beeinflusst. In Bezug auf fiktive Werke wurde der Begriff der Perspektive seit dem 17. Jahrhundert weiterentwickelt, und Werke über die Erzähltechnik von namhaften Größen wie Franz Karl Stanzel und Gerard Genette werden seit Jahrzehnten für literarische Analysen eingesetzt. Wenngleich gewisse theoretische Meilensteine der Narrativik fortwährend als Bezugsgrößen für erzähltechnische Elemente wie Perspektive, Stimme und Modus herangezogen werden, gibt es rund um das Wörtchen „ich“ zahlreiche, vielfach umstrittene Erkenntnisse zu dessen Interpretierbarkeit. Diese betreffen einerseits die Implizierbarkeit des Autors in dessen fiktive sowie autobiographische Werke, andererseits die Wandelbarkeit von Identität und Wahrnehmung über die Zeit hinweg (erlebendes vs. erzählendes Ich), und darüber hinaus den Grad an erzählerischer Zu- bzw. Unzuverlässigkeit (unreliable narration). Der theoretische Abriss zeigt bereits, was in weiterer Folge an Leroys Werken erkenntlich wird, nämlich, dass Realität und Fiktion, und damit in Zusammenhang stehend, (Auto-)Biographie und Fiktion nicht voneinander abgrenzbar sind. In diesem Kontext werden vor allem Begriffe aus der französischen Literaturwissenschaft der 70er Jahre relevant, weil nämlich in diesem Zeitraum kontroverse Termini wie Philippe Lejeunes autobiographischer Pakt und Serge Doubrovskys Reaktion darauf – Autofiktion – entstanden. Obgleich sich die bearbeiteten Werke Leroys alle mit der Zusatzbezeichnung roman zieren, handelt es sich bei besagtem Autor um jemanden, der den Bezug seiner Werke zu seiner persönlichen Realität häufig publik macht. Die Bedeutung des persönlichen Fürwortes in der ersten Person Einzahl ist daher bei Leroy eine besondere. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass sich diese Bedeutung in erster Linie beim Rezipienten, d.h. beim Leser, entfaltet.
Keywords (deu)
Ich-ErzählungAutobiografieAutofiktionunzuverlässiges Erzählenimplizierter Autorimplizierter Leserbiographie romancéeGilles LeroyAlabama SongZola JacksonNina Simone romanDormir avec ceux qu'on aimeLe monde selon Billy Boy
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
105