Abstract (deu)
Um das Verhalten von Quecksilber (Hg) in der Umwelt zu verstehen, ist es unumgänglich, seine Speziierung zu kennen, da sich die verschiedenen Spezies stark in ihrer Bioverfügbarkeit und Toxizität unterscheiden. Diese Prozesse in einem natürlichen System zu verstehen, ist oft eine Herausforderung. Da viele der biogeochemischen Prozesse, die in der Umwelt relevant sind, die stabilen Hg-Isotopen charakteristisch fraktionieren, sind Isotopenmessungen an verschiedenen Hg-Pools in einem System eine vielversprechende Möglichkeit, um die Umwandlungsprozesse, die stattgefunden haben, zu verstehen.
Fraktionierungsfaktoren von Hg-Umwandlungsreaktionen wurden hauptsächlich durch Laborexperimente bestimmt - bis jetzt wurde das Konzept des „Process Tracing“ durch Isotopenmessungen noch nicht erfolgreich auf Feldsysteme angewandt. Diese Verknüpfung war das Ziel dieser Arbeit.
An einem durch HgCl2 kontaminierten Standort in Bad Krozingen, Deutschland wurden zwei Rammkernsonden gezogen. Bohrkern K2 stammt aus der am stärksten kontaminierten Zone, wo die HgCl2-Lösung direkt in den Boden eingetragen wurde. K3 war sekundär durch Umlagerung des Erdreichs aufgrund von Bauarbeiten Hg-verseucht. Beide Bohrkerne wurden hinsichtlich ihres Gesamt-Hg-Gehalts analysiert und mithilfe von pyrolytischer Thermodesorption (PTD) charakterisiert. Die am stärksten kontaminierten Proben wurden nach einem optimierten sequentiellen Extraktionsprotokoll (SEP). Hg-Isotope wurden an den Komplettaufschlüssen und den sequentiellen Extrakten gemessen.
Die Ergebnisse von PTD und Gesamtaufschlüssen ergaben sowohl Unterschiede der Bindungsformen von Hg zwischen den beiden Bohrkernen, als auch zwischen den verschiedenen Tiefen. Nur die höchstkontaminierten Proben in K2 (bis zu 802 mg/kg) enthielten Hg(0), und nur die am meisten kontaminierten Proben in K3 (bis zu 100 mg/kg) wiesen Spuren von HgS auf. In beiden Bohrkernen war der Großteil des Hg als Hg(II) an die Matrix gebunden und nicht näher durch PTD bestimmbar.
Über Isotopenmessungen an den extrahierten Pools und Gesamtaufschlüssen konnten nicht nur zwischen Proben und Bohrkernen, sondern auch zwischen den extrahierten Fraktionen Unterschiede festgestellt werden. Die Quellensignatur, die auf Basis einer Literaturrecherche bei -0.45 +/- 0.31 ‰ δ202Hg (2 SD, n=8) angenommen wurde, wurde als Referenz für die gemessenen Werte herangezogen. Während die meistkontaminierten Proben im Kern K2 mit diesem Wert überlappten, zeigten alle Proben aus K3 signifikant schwerere δ202Hg-Werte. Das am stärksten gebundene Hg war in allen Fällen der isotopisch leichteste Pool, das mit 0.5 HNO3 extrahierte Hg in den meisten Fällen schwer relativ zu Gesamtprobe und relativ zur vermuteten Quellensignatur. Der wasserextrahierbare Pool zeigte sich variabel.
Der vorliegende Datensatz demonstriert, dass biogeochemische Prozesse an einem kontaminierten Standort signifikante Hg-Isotopenfraktionierung herbeiführen können. Die beobachtete Fraktionierung stimmt mit Literaturwerten über abiotische Reduktion von Hg und verschiedenen Sorptionsprozessen überein. Die Quantifizierung der verschiedenen Einflüsse auf die Fraktionierung bleibt allerdings der Gegenstand von zukünftigen Untersuchungen.