Abstract (deu)
Die Waldohreule (Asio otus) ist ein hochspezialisierter Räuber und allgemein für die Bildung von Winterschlafplätzen bekannt. Um mehr über die Faktoren herauszufinden, welche die Beutetierartenzusammensetzung dieser Eulenart, wie zum Beispiel die Landschaftsstruktur, Schlafplatzgröße und Geographie, beeinflussen, wurden während der Überwinterungssaison 2014/2015 an 17 verschiedenen Winterschlafplätzen in landwirtschaftlichen, suburbanen und urbanen Gebieten Österreichs insgesamt 2,763 Gewölle aufgesammelt und 14 Nagetierarten, 2 Spitzmausarten und 8 Singvogelarten nachgewiesen. Mit einem relativen, durchschnitt-lichen Anteil von etwa 80% pro Winterschlafplatz war die Feldmaus (Microtus arvalis) die mit Abstand am häufigsten genutzte Beutetierart. Die relative Häufigkeit der Feldmaus schwankte an den 17 Winterschlafplätzen zwischen 62 und 90%. Die Waldmaus (Apodemus sylvaticus) und die Zwergwaldmaus (Apodemus uralensis) wurden zu einem relativen, durch-schnittlichen Anteil von 5.4% beziehungsweise 6.0% genutzt. Der Anteil anderer Beutetier-arten war von noch geringerem Ausmaß. Die Auswertung der Daten ergab, dass (i) das genutzte Beutetierartenspektrum maßgeblich von der relativen Häufigkeit der Feldmaus beeinflusst wurde, (ii) zusätzliche Beutetierarten verstärkt bejagt wurden, wenn die Verfüg-barkeit der Feldmäuse aus verschiedenen Gründen nicht gegeben war und (iii) die relative Häufigkeit der Feldmaus mit der Anzahl der Eulen an den Winterschlafplätzen bedeutend zunahm. Im Gegensatz dazu hatte die Anzahl der Eulen an den Schlafplätzen keinen Einfluss auf das genutzte Beutetierartenspektrum. Darüber hinaus konnten wir keine wesentlichen Auswirkungen der Landschaftsstrukturen auf den Nutzungsgrad der hauptsächlich genutzten Beutetierarten feststellen. Da die Veränderungen der Vegetation kaum Auswirkungen auf Häufigkeit der Feldmaus zu hatten, ist davon auszugehen, dass die Feldmaus offenbar in den Umgebungen aller Schlafplätze sehr häufig war. Unsere Daten deuteten ebenso darauf hin, dass die geographischen Unterschiede in Zusammensetzung der Beutetierarten zwischen den einzelnen Schlafplätzen in signifikantem Ausmaß auf die geographische Länge zu beziehen sind. Außerdem konnte diesbezüglich kein Zusammenhang zur Landschaftsstruktur nachgewiesen werden. Die Ergebnisse zeigten, dass bio-geographische Faktoren, wie zyklische Wühlmaus-Fluktuationen und naturräumliche Veränderungen in der Häufigkeit und der Diversität der Beutetierarten für den Klärungsbedarf an Unterschieden in den Proportionen der genutzten Beutetierarten maßgeblich von Bedeutung waren.