Abstract (deu)
Die Hauptgründe, die die Bush-Administration zur Legitimation einer Militärinvasion im Irak 2003 vorbrachte, stellten sich später als falsch heraus: Weder war man im Irak auf Massenvernichtungswaffen bzw. Programme zu deren Herstellung gestoßen, noch konnten der irakischen Regierung Verbindungen zu Terrororganisationen nachgewiesen werden.
Diese Diplomarbeit geht auf der Basis aktueller Forschungsliteratur der Frage nach, warum der Dritte Golfkrieg auf Grundlage falscher Informationen geführt wurde und untersucht anhand von Memoiren, wie der ehemalige US-Präsident George W. Bush, der ehemalige US-Außenminister Colin Powell, der ehemalige CIA-Direktor George Tenet und der ehemalige britische Premierminister Tony Blair retrospektiv ihre damals getroffenen Entscheidungen beurteilen.
Der Autor gelangt zu dem Schluss, dass die Politiker selbst an die von ihnen zur Begründung des Irakkriegs verbreiteten Fake News glaubten. Politische Akteure waren geprägt durch eine voreingenommene Erwartungshaltung und suchten gezielt nach Informationen, die ihre Ansichten bestätigten. Sie verstanden die wahren Absichten Saddam Husseins nicht und erhielten nach den Terroranschlägen des 11. Septembers verstärkt den Eindruck, präventiv handeln zu müssen. Ferner bestätigten sie sich gegenseitig in ihren Ansichten.
Bush, Powell, Tenet und Blair entschuldigen sich in ihren Memoiren für die geäußerten Falschinformationen. Aus ihren Aufzeichnungen schließt der Autor, dass nur Powell die Kriegsentscheidung selbst bedauert. Alle untersuchten Personen gehen davon aus, die Sicherheitslage habe sich durch den Sturz des irakischen Diktators verbessert. In der Frage nach der Hauptschuld für die Verbreitung falscher Informationen im Zuge des Dritten Golfkriegs verweisen Bush, Powell und Blair auf die Geheimdienstgemeinde, Tenet hingegen auf die politischen Entscheidungsträger.