Abstract (deu)
Während des Nationalsozialismus wurden zwischen 5.000 und 15.000 Homosexuelle in Konzentrationslagern inhaftiert. Da der §129Ib StGB, auf dem diese Verhaftungen basierten, auch nach Ende des Krieges bis 1971 weiter galt, traten nur wenige homosexuelle NS-Überlebende mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit.
Josef Kohout, ein Wiener Homosexueller, stellt dafür eine Ausnahme dar. 1972 wurden seine Erinnerungen an die Zeit in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Flossenbürg erstmals veröffentlicht. Diese Arbeit hat sich das Ziel gesetzt, die vorhandenen Quellen kritisch zu beleuchten und qualitativ inhaltsanalytisch zu vergleichen. Bei den Quellen handelt es sich um den literarischen Bericht Die Männer mit dem rosa Winkel und um eine Interviewquelle aus dem Jahr 1990. Der Entstehungskontext wird thematisiert, sowie die Probleme, die daraus entstanden, dass das Werk unter Pseudonym veröffentlicht wurde.
Die Arbeit geht darauf ein, dass jede Quelle immer nur ein Abbild der ‚Wirklichkeit‘ ist. Es handelt sich um kollaborative Quellen sowie um Erinnerungsquellen.
In Anlehnung an Überlegungen PHILIPP MAYRINGS, sowie JOCHEN GLÄSERS und GRIT LAUDELS wurden empirie- sowie theoriegeleitete Kategorien erstellt und anhand dieser anschließend die Inhalte der Quellen kodiert. Durch einen zusammenfassenden Vergleich wurden die Inhalte der beiden Quellen nebeneinandergestellt. Es wird gezeigt, dass obwohl sich einige Inhalte der beiden Quellen unterscheiden oder sogar widersprechen, beide Quellen gemein haben, dass sie Sexualität als Überlebensstrategie in den Konzentrationslagern thematisieren und versuchen die niedrige Stellung der homosexuellen Häftlinge aufzuzeigen. Beide Quellen dienen außerdem der Anklage der fortdauernden strafrechtlichen Verfolgung Homosexueller nach 1945 und der lange verabsäumten Entschädigung homosexueller NS-Opfer.