You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1335670
Title (deu)
Translation in Tibet
tibetische Übersetzungsmethoden und terminologische Begriffsarbeit und -entwicklung im tibetischen Buddhismus
Author
Jasmin Eisenbeutel
Advisor
Gerhard Budin
Co-Advisor
Klaus-Dieter Mathes
Assessor
Hanna Risku
Assessor
Ernst Steinkellner
Abstract (deu)
Die Übersetzungsarbeit in Tibet stellt in der modernen Translationswissenschaft ein neues Forschungsfeld dar, das im Rahmen der vorliegenden Arbeit näher beleuchtet wird. Theoretisches und historisches Fundament bildet die tibetische Übersetzungsgeschichte, weist sie doch einige bemerkenswerte Aspekte auf wie etwa die Entwicklung einer tibetisch-buddhistischen Fachsprache im religiösen philosophisch-erkenntnistheoretischen Bereich im 7. Jahrhundert n. Chr. und die darauf aufbauende normative terminologische Begriffsarbeit, die in der Erstellung des „großen etymologischen Lexikons“ (Skt. Mahāvyutpatti) gipfelte. Die Mahāvyutpatti (zusammen mit der Madhyavyutpatti, die verbindliche Übersetzungsrichtlinien enthält) bildete die Grundlage für eine standardisierte translatorische Praxis im Alten Tibet und wurde – per königlichem Dekret – von tibetischen Übersetzern (Lo tsā bas) und indischen Schriftgelehrten (Paṇḍitas) erarbeitet. Man spricht hier vom sog. Paṇḍita-Lo tsā ba-Modell, also von Übersetzungsteams, die den Löwenanteil der buddhistischen Literatur aus dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt haben und daher aus translationswissenschaftlicher Sicht unabdingbare Aktanten im Sinne des Kulturtransfers sind. Vor diesem Hintergrund liegt der Fokus des vorliegenden Forschungsprojektes auf der gegenwärtigen translationsrelevanten terminologischen Praxis im Kontext der Philosophie und Erkenntnistheorie des tibetischen Buddhismus. Gegenstand sind dabei vier deutsche Übersetzungen tibetischer erkenntnistheoretisch-logischer Ausgangstexte, auf deren Basis eine terminologische Begriffsanalyse anhand des Instrumentariums der Wüsterschen Terminologielehre durchgeführt und in Form eines Glossars präsentiert wird. Dadurch soll der Status quo der deutschen terminologischen Landschaft eruiert und gleichzeitig der Ausgangspunkt der empirischen Studie ermittelt werden. Anhand qualitativer ExpertInneninterviews wird das konkrete übersetzungsrelevante terminologische Praxisfeld des tibetischen Buddhismus erstmalig aus translationswissenschaftlicher Perspektive analysiert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei einerseits auf praxisnahen Übersetzungsbeispielen sowie auf zu übersetzenden Begriffsdefinitionen (Tibetisch > Deutsch) und andererseits auf den ExpertInnenmeinungen hinsichtlich einer Standardisierung bzw. Diversität der buddhistischen Fachsprache. Da dies die erste translationsrelevante terminologische Studie im tibetisch-buddhistischen Bereich darstellt, ist eher ein bescheidener, wohl aber fruchtbarer Erkenntnisgewinn zu erwarten, der den Grundstein für weitere wissenschaftliche Forschungen in diesem Feld legen kann.
Abstract (eng)
In modern translation studies, the exploration of translation practice in Tibet poses a new field of inquiry that is thoroughly examined in the dissertation at hand. The theoretical basis consists of Tibet’s historical translation activities as they show remarkable aspects such as the development of a Tibetan-Buddhist terminology in the religious, philosophical and epistemological context in the 7th century AD. These activities culminate in the creation of the “big etymological lexicon” (Skt. Mahāvyutpatti) that comprises normative terminological parameters. The Mahāvyutpatti (and the Madhyavyutpatti, which includes obligatory translation guidelines) is the foundation for a standardized translation practice in old Tibet and was compiled by Tibetan translators (lo tsā bas) and Indian pundits (paṇḍitas) as commissioned by the king. These translation teams (paṇḍita-lo tsā ba-model) have translated the lion’s share of Buddhist literature from Sanskrit into Tibetan and are thus indispensable actors in terms of the cultural transfer. Against this background, the present research project focusses on the current translation-relevant terminological practice with regard to Tibetan Buddhism’s philosophy and epistemology. Based on Wüster’s general theory of terminology, a term analysis of four German translations of Tibetan epistemological source texts is conducted and presented in the form of a glossary. In this way, the status quo of the German terminology as well as the starting point of the empirical study are determined. By means of qualitative expert interviews, the translation-oriented terminological field of practice of Tibetan Buddhism is analyzed from a translation studies’ point of view for the first time. On the one hand, the main focus lies on practical translation examples as well as on term definitions (Tibetan > German), and, on the other hand, on experts’ opinions regarding a standardization or diversity of Buddhist terminology. Since this dissertation constitutes the first German translation-relevant terminological study in the field of Tibetan Buddhism, modest but fruitful results are expected which could lay the foundation for further scientific research in this area.
Keywords (deu)
Terminologische Begriffsarbeit in Tibettibetische ÜbersetzungsgeschichteBegriffsentwicklungTerminologiewissenschaftTranslation in Tibettibetischer BuddhismusMahāvyutpattiÜbersetzenGlossar
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1335670
rdau:P60550 (deu)
iv, 261 Seiten : Diagramme
Number of pages
269
Study plan
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Transkulturelle Kommunikation)
[UA]
[792]
[323]
Members (1)
Title (deu)
Translation in Tibet
tibetische Übersetzungsmethoden und terminologische Begriffsarbeit und -entwicklung im tibetischen Buddhismus
Author
Jasmin Eisenbeutel
Abstract (deu)
Die Übersetzungsarbeit in Tibet stellt in der modernen Translationswissenschaft ein neues Forschungsfeld dar, das im Rahmen der vorliegenden Arbeit näher beleuchtet wird. Theoretisches und historisches Fundament bildet die tibetische Übersetzungsgeschichte, weist sie doch einige bemerkenswerte Aspekte auf wie etwa die Entwicklung einer tibetisch-buddhistischen Fachsprache im religiösen philosophisch-erkenntnistheoretischen Bereich im 7. Jahrhundert n. Chr. und die darauf aufbauende normative terminologische Begriffsarbeit, die in der Erstellung des „großen etymologischen Lexikons“ (Skt. Mahāvyutpatti) gipfelte. Die Mahāvyutpatti (zusammen mit der Madhyavyutpatti, die verbindliche Übersetzungsrichtlinien enthält) bildete die Grundlage für eine standardisierte translatorische Praxis im Alten Tibet und wurde – per königlichem Dekret – von tibetischen Übersetzern (Lo tsā bas) und indischen Schriftgelehrten (Paṇḍitas) erarbeitet. Man spricht hier vom sog. Paṇḍita-Lo tsā ba-Modell, also von Übersetzungsteams, die den Löwenanteil der buddhistischen Literatur aus dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt haben und daher aus translationswissenschaftlicher Sicht unabdingbare Aktanten im Sinne des Kulturtransfers sind. Vor diesem Hintergrund liegt der Fokus des vorliegenden Forschungsprojektes auf der gegenwärtigen translationsrelevanten terminologischen Praxis im Kontext der Philosophie und Erkenntnistheorie des tibetischen Buddhismus. Gegenstand sind dabei vier deutsche Übersetzungen tibetischer erkenntnistheoretisch-logischer Ausgangstexte, auf deren Basis eine terminologische Begriffsanalyse anhand des Instrumentariums der Wüsterschen Terminologielehre durchgeführt und in Form eines Glossars präsentiert wird. Dadurch soll der Status quo der deutschen terminologischen Landschaft eruiert und gleichzeitig der Ausgangspunkt der empirischen Studie ermittelt werden. Anhand qualitativer ExpertInneninterviews wird das konkrete übersetzungsrelevante terminologische Praxisfeld des tibetischen Buddhismus erstmalig aus translationswissenschaftlicher Perspektive analysiert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei einerseits auf praxisnahen Übersetzungsbeispielen sowie auf zu übersetzenden Begriffsdefinitionen (Tibetisch > Deutsch) und andererseits auf den ExpertInnenmeinungen hinsichtlich einer Standardisierung bzw. Diversität der buddhistischen Fachsprache. Da dies die erste translationsrelevante terminologische Studie im tibetisch-buddhistischen Bereich darstellt, ist eher ein bescheidener, wohl aber fruchtbarer Erkenntnisgewinn zu erwarten, der den Grundstein für weitere wissenschaftliche Forschungen in diesem Feld legen kann.
Abstract (eng)
In modern translation studies, the exploration of translation practice in Tibet poses a new field of inquiry that is thoroughly examined in the dissertation at hand. The theoretical basis consists of Tibet’s historical translation activities as they show remarkable aspects such as the development of a Tibetan-Buddhist terminology in the religious, philosophical and epistemological context in the 7th century AD. These activities culminate in the creation of the “big etymological lexicon” (Skt. Mahāvyutpatti) that comprises normative terminological parameters. The Mahāvyutpatti (and the Madhyavyutpatti, which includes obligatory translation guidelines) is the foundation for a standardized translation practice in old Tibet and was compiled by Tibetan translators (lo tsā bas) and Indian pundits (paṇḍitas) as commissioned by the king. These translation teams (paṇḍita-lo tsā ba-model) have translated the lion’s share of Buddhist literature from Sanskrit into Tibetan and are thus indispensable actors in terms of the cultural transfer. Against this background, the present research project focusses on the current translation-relevant terminological practice with regard to Tibetan Buddhism’s philosophy and epistemology. Based on Wüster’s general theory of terminology, a term analysis of four German translations of Tibetan epistemological source texts is conducted and presented in the form of a glossary. In this way, the status quo of the German terminology as well as the starting point of the empirical study are determined. By means of qualitative expert interviews, the translation-oriented terminological field of practice of Tibetan Buddhism is analyzed from a translation studies’ point of view for the first time. On the one hand, the main focus lies on practical translation examples as well as on term definitions (Tibetan > German), and, on the other hand, on experts’ opinions regarding a standardization or diversity of Buddhist terminology. Since this dissertation constitutes the first German translation-relevant terminological study in the field of Tibetan Buddhism, modest but fruitful results are expected which could lay the foundation for further scientific research in this area.
Keywords (deu)
Terminologische Begriffsarbeit in Tibettibetische ÜbersetzungsgeschichteBegriffsentwicklungTerminologiewissenschaftTranslation in Tibettibetischer BuddhismusMahāvyutpattiÜbersetzenGlossar
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1335671
Number of pages
269