Abstract (deu)
Die progressive Lohnsteuer stellt eine der bedeutendsten Einnahmequellen des Staates dar und ist zudem ein wichtiger Faktor für den Umverteilungsgrad im Wohlfahrtsstaat. Aus den wenigen Ergebnissen aus der Survey-Forschung ist bekannt, dass die Zustimmung zu einer progressiven Besteuerung aber keineswegs einer sicheren Mehrheit in Österreich unterliegt. Systematische Untersuchungen zur Einstellung der Österreicherinnen und Österreicher zu Steuern liegen aber kaum vor. Darüber hinaus konnten international vergleichende Studien zeigen, dass Einkommenssituation und Fairnesspräferenzen nur wenig Varianz erklären. Vor diesem Hintergrund wird untersucht, inwieweit Steuerwissen die Einstellungen zum Lohnsteuersystem beeinflusst. Als Datengrundlage dienen neu erhobene Daten der „Plattform für Umfragen, Methoden und empirischen Analysen“, einer Kooperation von österreichischen Universitäten mit der Statistik Austria. Erstmalig wurden darin Fragen zu Steuerwissen und Steuereinstellung kombiniert, was genauere Einblicke in den komplexen Umgang der Bevölkerung mit Steuern liefert. Die Analysen zeigen, dass eine große Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher kaum über die Struktur und Berechnung der Lohnsteuer Bescheid weiß und diese Gruppe besonders anfällig dafür ist, das progressive Lohnsteuermodell abzulehnen. Die Interaktionseffekte von klassischen soziodemografischen Variablen mit dem Steuerwissen machen deutlich, dass Wissensfragen unabdingbar sind, um ein besseres Verständnis über Einstellungen zu Steuerfragen zu erhalten. Vor allem Personen mit höherem Einkommen wissen besser über das österreichische Einkommenssteuersystem Bescheid und können damit ihren Wünschen auch besser Ausdruck verleihen.