Abstract (deu)
Die Verbreitung islamischer Aufstände seit dem Ende des Kalten Krieges ist zu einem entscheidenden Merkmal der zeitgenössischen globalen Politik geworden. Die Studie untersucht die Hintergründe anhand des Boko Haram Aufstandes in Nigeria, um ein systemisches Verständnis für den Aufstieg der Gruppe zu erhalten. Anders formuliert, es wird angestrebt, die Entstehung Boko Harams auf systemische Schwächen in der globalen Ordnung nach dem Kalten Krieg zurückzuführen. Die Thesis entwickelt zunächst ein Modell des internationalen Systems, das die Merkmale der zugrundeliegenden Neigung zur Erzeugung dieser Art von Konflikten genau hervorhebt. Staatsversagen und die islamische Erweckungsbewegung werden als Schlüsselkomponente dieser systemischen Neigung identifiziert. Grundpfeiler für diese Tendenzen sind vor allem der Zerfall der bipolaren Machtstruktur, der neoliberale Globalisierungsprozess sowie die damit verbundene Ablehnung der säkularen Demokratie. Im weiteren Verlauf der Studie wird die Gültigkeit des Modells geprüft, indem die Bedingungen der Entstehung des Boko Haram Aufstandes mit den Prozessen des Staatsversagens und der islamischen Wiederbelebung, die dem Modell innewohnen, verknüpft werden. Dies geschieht anhand einer ausführlichen Beschreibung des Konflikts über einen breiten historischen Zeitrahmen hinweg und einer Dekonstruktion dessen auf mehreren Analyseebenen. Die Schlussfolgerungen der Studie deuten indes auf einen Zusammenhang zwischen systemischen Trends und der Entstehung des Boko Haram Aufstandes in Nigeria hin. Es wurde jedoch anerkannt, dass die für Nigeria spezifischen Bedingungen eine ebenso bedeutende Rolle gespielt haben. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass systemische Erklärungen unzureichende Analyseinstrumente für die Komplexitäten der einzelnen Konfliktfälle, die des Boko Haram Aufstands eingeschlossen, darstellen. Die These endet mit kurzgefassten Vorgaben, die für notwendig gehalten werden, um die im Modell des internationalen Systems identifizierten systemischen Mängel zu beheben.