Abstract (deu)
Das Thema der vorliegenden Masterarbeit behandelt den Umgang mit den pejorativen Redeanteilen russischer PolitikerInnen beim Simultandolmetschen und die Strategien, die DolmetscherInnen während des Dolmetschens ins Deutsche verwenden.
Das Simultandolmetschen ist ein komplexer Prozess, in dem DolmetscherInnen vor verschiedenste Herausforderungen gestellt sind. DolmetscherInnen greifen auf zahlreiche Dolmetschstrategien zurück, um eine erfolgreiche Dolmetschleistung zu erzielen. Der Anfang dieser Masterarbeit beleuchtet die theoretischen Grundlagen des Dolmetschens. Daraus lässt sich schließen, welche Ziele DolmetscherInnen beim Simultandolmetschen verfolgen, um eine hochqualitative Dolmetschung zu leisten, welche Faktoren sie bei der Analyse der Dolmetschsituation in Betracht ziehen und welche Dolmetschkompetenzen sie beherrschen. Die Analyse der Masterarbeit basiert auf zwei ausgewählten Klassifikationen der Dolmetschstrategien von Kalina (1998) und von Bohušová (2010). Des Weiteren folgt die Erörterung sowohl der Definitionen des „Diskurses“ und des „politischen Diskurses“, als auch der „Textfunktionen“, der „politischen Rede“ und der „politischen Sprache“. Der theoretische Teil schließt mit dem Thema der persuasiven Kommunikation, in dem „persuasive Mittel“, „Sprechpläne“, „Sprechakte“ beleuchtet, sowie die von Meljkjan (2015) und Havryliv (2003; 2009) vorgeschlagenen Klassifikationen der pejorativen Lexik, veranschaulicht werden.
Der Schwerpunkt dieser Masterarbeit liegt auf der, mittels eines Experiments durchgeführten Analyse des Umgangs mit pejorativen Redeanteilen beim Simultandolmetschen. Die Analyse liefert Antworten auf folgende Forschungsfragen: Welche persuasiven Strategien verwenden russische PolitikerInnen in ihren Reden? Welche Dolmetschstrategien für den Umgang mit pejorativen Redeanteilen kommen am häufigsten vor? Aus welchem Grund greifen DolmetscherInnen auf ausgewählten Dolmetschstrategien zurück?
An dem Experiment nahmen acht professionelle DolmetscherInnen mit Deutsch als A- oder B-Sprache teil, die dreißig Reden mit zweiunddreißig pejorativen Redeanteilen dolmetschten. Die Ergebnisse dieses Experiments zeigen, dass die RednerInnen in den meisten Fällen „pejorative Äußerungen“ oder „pejorative Äußerungen gemeinsam mit der Stimme“ verwendeten. Am häufigsten griffen die DolmetscherInnen zur Strategie „Äquivalent finden“ (Kalina 1998) und zur Strategie „der Paraphrase“ (Kalina 1998), damit gaben sie in allen Fällen den Sinn der Aussage und die Intentionen der RednerInnen wieder. In einzelnen Fällen gebrauchten die DolmetscherInnen die Strategie „völlige Tilgung der Elemente“ (Kalina 1998) oder die Strategie der „Neutralisierung“ (Bohušová 2015), deren Anwendung hatte zu Folge, dass Informationen ausgelassen worden sind und die Intentionen der RednerInnen nicht erkennbar gewesen waren.
Diese Masterarbeit trägt dazu bei, DolmetscherInnen zu empfehlen, bevorzugt die Strategie „Äquivalent finden” (Kalina 1998) oder „Strategie der Paraphrase“ (Kalina 1998) statt der Strategie „völlige Tilgung der Elemente“ (Kalina 1998), die „Strategie der Neutralisierung“ (Bohušová 2015) für den Umgang mit pejorativen Anteilen, einzusetzen.