Abstract (deu)
Durch die stetige Zunahme des globalen Handels und des Fernreiseverkehrs steigt weltweit der Anteil von invasiven Arten. Diese gefährden heimische Arten, Biotope und Ökosysteme und zählen derzeit zu den 5 Hauptursachen des Verlustes an biologischer Diversität.
Als globales Frühwarnsystem vor invasiven Arten wurde 2013 das internationale Netzwerk „International Plant Sentinel Network (IPSN)“ gegründet. Dieses versucht mit einem neuen Ansatz, invasive Arten zu identifizieren, bevor diese außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes als Schädlinge an Pflanzen auffallen. Basis des Netzwerkes sind möglichst viele weltweit verteilte Botanische Gärten und Arboreten. In diesen fungieren alle nicht-heimischen Pflanzen als sogenannte „Sentinels“, also Wächter, für den Befall durch heimische Arten. Bei massiver Schädigung einer Pflanze aus einem anderen Land durch eine heimische Tierart, Bakterienart, einem Virus oder Pilz, kann das Land, aus dem die geschädigte Pflanze stammt, kontaktiert und vor dem Schadorganismus gewarnt werden bzw. diese Information über ein Netzwerk wie das IPSN weitergegeben werden.
Das Ziel dieser Arbeit bestand in der Implementierung des IPSN in den Botanischen Garten der Universität Wien. Dabei sollte neben den theoretischen Hintergründen über die praktischen Anwendungen und über erste Ergebnisse in der Zusammenarbeit des Botanischen Gartens der Universität Wien mit dem Netzwerk berichtet werden.
Die praktischen Anwendungen bestanden im Testen von zwei Hilfsmitteln, welche den Mitgliedsgärten vom IPSN zur Verfügung gestellt werden: Zum einen ein Fragebogen zur professionellen Erhebung von Schädlingen und Krankheiten auf Pflanzen. Und zum anderen ein mobiles Felduntersuchungsgerät (Genie© II der Firma OptiGene), mit dem bestimmte invasive Schadorganismen mittels DNA-Schnelltest identifiziert werden können.
Der Test der Materialien begann mit dem Fragebogen. In einem Monitoring 2014 und einem 2015 wurde dieser für jeweils 15 Monitorpflanzen ausgefüllt. Das Feedback der meisten Mitgliedsgärten 2014 an das Netzwerk ergab, dass der Fragebogen zu schwer auszufüllen war. Er wurde daher vom IPSN für das Monitoring 2015 etwas verändert, was jedoch keine wirkliche Erleichterung erbrachte. Alternativ wurde in dieser Arbeit ein Vorschlag für einen leichter auszufüllenden Fragebogen erarbeitet. Die Fragebogen-Aktion an sich wurde als sehr positiv bewertet, da sie zu einer Beschäftigung mit dem Thema invasive Arten führt, Interesse weckt und Wissen erweitert.
Zusätzlich zur Bitte des Netzwerkes, Schaden und Schädlinge auf den Monitorpflanzen zu dokumentieren, wurden in dieser Arbeit auch alle Nützlinge mit aufgenommen, um zu ermitteln, was für Tiere sich überhaupt auf den Monitorpflanzen befinden. Die Dokumentation der aufgefundenen Fauna bestand im ersten Jahr in einer reinen Fotodokumentation, mit dem möglichen Ziel, die Fotos als Grundlage für eine vergleichende Schädlings-Datenbank zu verwenden. Es stellte sich jedoch heraus, dass Fotos oft für eine sichere Identifizierung nicht ausreichen, so dass beim zweiten Monitoring zusätzlich physische Belege gesammelt wurden. Weiterhin wurde der Einsatz von professionellen Fallen in Form von zwei Luft-Eklektoren getestet.
An invasiven Arten fand sich die bekannte Rosskastanienminiermotte Cameraria ohridella sowie einige scheinbar harmlose Einzelexemplare von Evertebraten, welche sich später ebenfalls als bekannte invasive Arten herausstellten: Die Japanische Zwergzikade Orientus ishidae, die Deckelschildlaus Chionaspis pinifoliae und vermutlich ein Exemplar des Asiatischen Marienkäfers Harmonia axyridis. Da es dem IPSN jedoch um bislang unbekannte invasive Arten geht, waren diese Ergebnisse für das Netzwerk nur von geringer Bedeutung. Eine oder mehrere bislang unbekannte invasive Arten wurden während der Monitorings nicht gefunden.
Als schwierig erwies sich die Identifizierung der aufgefundenen Organismen. Bislang fehlt es an einem Experten-Netzwerk, an welches Fotos oder Funde gesendet werden können. Ein solches Experten-Netzwerk zu generieren sollte in Zukunft eine der Aufgaben des Netzwerkes sein.
Zum Testen der Handhabbarkeit des Genie© II – Gerätes wurden 2015 sechs Pflanzen aus dem Botanischen Garten auf folgende invasive Schadpilze getestet: Phytophthora kernoviae, Phytophthora ramorum und Chalara fraxinea. Die Bedienung des Gerätes war leicht erlernbar, jedoch ergaben sich in den praktischen Analysen diverse Probleme. Die Ursachen dieser Probleme wurden zusammen mit Verbesserungsvorschlägen aufgeführt. Ein Nachweis auf die getesteten Schadorganismen konnte nicht erbracht werden, jedoch waren die Ergebnisse aufgrund der aufgetretenen Probleme nicht sicher.
Zusammenfassend stellte sich das noch junge Netzwerk in der Theorie als sehr gut heraus. In der Praxis bedarf es jedoch beim IPSN noch einiger Verbesserungen, um den Botanischen Garten der Universität Wien sowie die übrigen Mitgliedsgärten optimal bei der Suche nach neuen invasiven Arten unterstützen zu können.