Abstract (deu)
In dieser Arbeit werden wissenschaftliche Zugänge zum Phänomen Leben, als entscheidenden Gegenstand der Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie, untersucht. Einerseits werden naturwissenschaftliche Veröffentlichungen interpretiert: „Zufall und Notwendigkeit“ (Monod), „Was ist Leben?“ (Schrödinger) und „What is Life?“ (Pross). Hierin zeigen sich Spannungen, die aus der scheinbaren Unvereinbarkeit des naturwissenschaftlich inspirierten Postulats der Objektivität der Natur und eines nicht bestreitbaren subjektiven Moments im Lebendigen (das sich nicht abschließend auf eine objektive kausale Erklärung reduzieren lässt) hervorgehen. Es werden Strategien ersichtlich, wie diese Widersprüchlichkeit aufgelöst werden soll. Bei Monod und Pross lassen sich Reduzierungen des subjektiven Moments auf objektive Voraussetzungen erkennen. Bei Schrödinger stehen sich zwei gleichwertige Bereiche – Naturgesetzlichkeit und Freiheit – gegenüber, deren Verbindung über die implizit erkennbare Nähe zur „Monadologie“ von Leibniz verständlich wird.
Andererseits wird ausgehend von Aristoteles und Kant (Selbstzweck) das dialektische Denken von Hegel vorgestellt. Hegel wird in zweifacher Weise ausschlaggebend für diese Arbeit. Erstens ist Hegels Dialektik die Grundlage für die Betrachtung der naturwissenschaftlichen Texte. Die Dialektik stellt bei voller Wertschätzung der Naturwissenschaften auch eine „Provokation“ ihrer Methoden und Geltungsansprüche dar. In der hegelschen Dialektik stellen sich Denkweisen, die ein objektives oder ein subjektives Moment als ursprünglich, d.h. als einen ersten, voraussetzungslosen Anfang, angeben möchten, als unzureichend dar. Zweitens wird Hegels Herangehensweise an das Phänomen Leben anhand der „Phänomenologie des Geistes“, in der einem subjektiv-objektiven Zugang eine konstitutive Bedeutung zukommt, demonstriert.
Die vorgestellten Zugänge zum Phänomen Leben verdeutlichen, dass in dieser Fragestellung ein interdisziplinärer Austausch zielführend ist, um weder die subjektiven noch die objektiven Momente vergegenständlicht zu denken.