Abstract (deu)
Thema dieser Doktorarbeit ist die Untersuchung der Explosion in höfischer Festkultur, Blumenstillleben und Kino. Ursprünglich als religiös motivierter, funkensprühender Deus ex Machina in der europäischen Festkultur installiert, wird die Explosion mit der (Neu)Zeit in säkularisierte Unterhaltungskontexte überführt, deren bildgewaltige Dynamik sich sowohl in Live-Ereignissen als auch in der bildenden Kunst und im Kino niederschlägt. In ihrer Medialität strukturiert die Explosion als Protagonistin einer Ästhetik der Verschwendung Blickregimes und bezeugt so auch immer Manifestationen von (politischer) Macht. In diesem Zusammenhang fungiert die Explosion nicht ausschließlich als Motiv und bildliche Metapher, sondern auch als Methode und Bewegung, die Zeitlichkeit, Räumlichkeit und Narrative maßgeblich strukturiert. Dabei wohnt der Explosion stets ein subversives Potential inne, dessen raum- und zeitzersetzendes Potential etablierte Ordnungen angreift, um Materialität und Form künstlerischer Artefakte auf den Prüfstand zu stellen.
Ziel dieser Arbeit ist es, herauszuarbeiten, wie die Explosion bereits in der präkinematographischen Zeit zutiefst filmische Prinzipien ausbildet, um spezifische Raumordnungen und Temporalitäten zu etablieren. Als Untersuchungsmaterial dienen graphische Aufzeichnungen (Feuerwerk) und Schilderungen von Live-Ereignissen (Feuerwerk und Laterna Magica-Aufführungen), Betrachtungen niederländischer Blumenstillleben sowie die Analyse ausgesuchter Filme quer durch die us-amerikanische und europäische Filmgeschichte unter Einbezug einschlägiger Filmtheorien, die die Explosion als Architektin einer pathetischen Bauweise bestimmen. Weiters werden kunst- und kulturhistorische Ansätze, sowie philosophische, kulturwissenschaftliche und medien- und filmwissenschaftliche Theorien herangezogen, um den ästhetischen Charakter der Explosion so breitgefächert wie möglich zu erfassen.