Abstract (deu)
UV-Strahlung schädigt das Erbgut und fördert dadurch die Mutagenese und die Entwicklung von Hautkrebs. Die Photophysik der Nukleinsäuren, die zu diesen Schäden führt, ist bislang nur wenig verstanden. Benachbarte Nukleinsäuren eines DNA-Fragments sind elektronisch gekoppelt und weisen ein kooperatives Absorptionsverhalten auf. Somit entstehen elektronisch angeregte Zustände, die sich auf mehrere Basen verteilen, man spricht von einer Delokalisation der Anregung. Zu diesen delokalisierten Zuständen zählen Excitons und charge-transfer-Anregungen. Das räumliche Ausmaß der Delokalisation und die Rolle der charge-transfer-Anregungen für das Absorptionsspektrum werden in der Literatur diskutiert. Außerdem ist nicht bekannt, wie Wasserstoffbrückenbindungen und π-π-Wechselwirkungen zwischen den Basen die Formation angeregter Zustände beeinflussen. Diese Arbeit soll zur computergestützten Analyse elektronisch angeregter Zustände eines doppelsträngigen DNA-Fragments, die durch UV-Absorption gebildet werden, beitragen. Dafür werden Zustände der ersten Absorptionsbande des Spektrums eines (dA)20·(dT)20 Ensembles, das einer klassischen Molekulardynamik-Simulation entnommen wurde, mittels Quantenmechanik/Molekularmechanik berechnet. Detaillierte Wellenfunktionsanalyse dieser Zustände konnte zeigen, dass π-π-Wechselwirkungen zwischen den Basen Excitons begünstigen. Wasserstoffbrückenbindungen hingegen unterstützen die Ausbildung von Zuständen mit signifikantem charge-transfer-Charakter. Daraus resultiert, dass innerhalb eines Strangs fast ausschließlich Excitons vorherrschen und charge-transfer-Charakter für Thymine weniger eine Rolle spielt als für Adenine, was durch die geringe Orbitalüberlappung zwischen benachbarten Pyrimidinen erklärt werden kann. Exciton-Anregungen breiten sich im Adenin-Strang über mehr Basen aus als im Thymin-Strang. Ausgeprägter charge-transfer-Charakter ist zu beobachten, wenn beide Stränge involviert sind. Charge-transfer-Anregungen sind generell im Bereich höherer Energien zu finden. Im Vergleich zu separaten Einzelsträngen ist die Anregung im Doppelstrang delokalisierter, da Wasserstoffbrückenbindungen für eine rigidere Struktur sorgen.