Abstract (deu)
In den letzten Jahren wurde das Phänomen „Sportverweigerung“ in der sportpädagogischen Literatur stark vernachlässigt. Die vorliegende Diplomarbeit soll daher an den bereits bestehenden Beiträgen anknüpfen und neue Erkenntnisse liefern. Im Zuge einer hermeneutischen Erarbeitung und einer empirischen Untersuchung werden Gründe eruiert, warum Mädchen im Unterrichtsfach Bewegung und Sport verweigern und welchen Einfluss Schule, Unterrichtsqualität und Peers darauf haben. Außerdem werden Lösungsansätze gesucht, wie Sportverweigerung reduziert werden kann.
Sportverweigerung lässt sich in die übergeordnete Theorie des Schulabsentismus einbetten. Ziel des hermeneutischen Teils ist es, die unterschiedlichen Begriffsdefinitionen und Kategorisierungen einzelner Autoren/Autorinnen zu erläutern und die theoretischen Erklärungsansätze aufzuzeigen. In weiterer Folge werden Ursachen und Einflussfaktoren auf Sportverweigerung ermittelt. Durch die empirische Forschung sollen diese Erkenntnisse überprüft werden. Dazu wurden zehn Lehrerinnen und zehn Schülerinnen an Schulen in Niederösterreich und Wien mittels problemzentrierter Interviews befragt. Die durch die Interviews erhaltenen Daten wurden transkribiert und danach mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Ausmaß von Sportverweigerung von Faktoren wie Stadt/Land und Schultyp abhängt. Die Ursachen für dieses Phänomen sind vielschichtig. Es konnte festgestellt werden, dass vor allem die Pubertät eine schwierige Phase ist, in der es gehäuft zu Verweigerungen kommt. Auch Schulangst oder Angst beim Schwimmen sowie Geräteturnen sind häufige Gründe für verweigerndes Verhalten. Zum einen handelt es sich bei dem Phänomen um ein gesellschaftspolitisches Problem, denn die Hälfte der befragten Mädchen verweigert auch den außerschulischen Sport. Die andere Hälfte ist jedoch außerhalb der Schule sportlich aktiv. Sie sind oft nicht zufrieden mit den Unterrichtsinhalten und verbinden den Sportunterricht mit Zwang. Schule und Unterrichtsqualität haben somit einen wesentlichen Einfluss auf Sportverweigerung. Die Ergebnisse verdeutlichen auch, dass Peers eine große Rolle spielen. Verweigert ein Mädchen den Sportunterricht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ihre Freundinnen ebenfalls verweigern.
Es stellt sich daher die Frage, wie diesem Problem gesellschaftspolitisch entgegengewirkt werden kann und inwiefern das Unterrichtsfach Bewegung und Sport dazu beitragen kann, dieses Phänomen zu reduzieren. Dies soll ein Denkanstoß für weitere Arbeiten auf diesem Gebiet sein.