Abstract (deu)
Eltern sind generell mit dem Konflikt konfrontiert, wieviel Ressourcen sie in Selbsterhaltung investieren sollen und wieviel in Fortpflanzung. Dieser Konflikt wird verstärkt, wenn die Ressourcen knapp sind. Wenn mehrere Nachkommen gleichzeitig aufgezogen werden, wird dann oft nicht gleichmässig in alle Nachkommen investiert. Da das Geschlecht und Körpergewicht der Nachkommen deren zukünftige Reproduktion beeinflusst, kann davon ausgegangen werden, dass die Eltern ihre limitierten Ressourcen selektiv nach diesen Eigenschaften verteilen. Diese selektive Verteilung von Ressourcen abhängig von Eigenschaften der Nachkommen wird in vielen verschieden Arten beobachtet, jedoch versteht man die zugrundeliegenden Mechanismen bislang nur sehr schlecht. In meiner Studie habe ich den Einfluss von individuellen und sozialen Faktoren auf die selektive Ressourcenverteilung von Eltern des Kolkraben untersucht. Kolkraben sind eine soziale Singvogelart mit geschlechtsspezifischem Grössenunterschied und beide Eltern investieren in die Aufzucht der Nachkommen. Ich habe den Einfluss des Körpergewichts, Geschlechts und der Bettelintensität der Nachkommen, und des Geschlechts der Eltern auf die Fütterungswahrscheinlichkeit der Eltern untersucht. Ausserdem habe ich den Einfluss der oben genannten individuellen Faktoren auf das Bettelverhalten, und auf die affiliativen und agonistischen Interaktionen zwischen den Eltern und Nachkommen, untersucht. Meine Resultate zeigten, dass Väter schwere Söhne bevorzugten. Dies zeigte sich in vermehrtem Füttern und mehr affiliativen Interaktionen. Mütter hingegen zeigten keine Präferenz für Geschlecht und Körpergewicht der Nachkommen. Erhöhtes Bettelverhalten erhöhte das Fütterungswahrscheinlichkeit von beiden Eltern, und leichte Weibchen und schwere Männchen bettelten selektiv häufiger zum Vater. Meine Resultate suggerieren, dass Kolkraben-Väter das Körpergewicht und Geschlecht von ihren Nachkommen als Signal nutzen und ihre Investition darauf abstimmen.