Abstract (deu)
Die Wahrnehmung der Polarisation von Licht ist eine weitverbreitete Fähigkeit bei Arthopoda und Cephalopoda. Die Grundlage dafür ist die Organisation der photosenstivien Moleküle in Microvilli und deren Orientierung zu einfallendem Licht. Linear polarisiertes Licht schwingt überwiegend in einer Ebene in seiner Fortbewegungsachse. Microvilli welche in derselben Achse orientiert sind wie das ankommende Licht, werden stärker stimuliert als von Licht welches in einer anderen Ebene schwingt und besitzen so eine natürliche Präferenz für eine bestimmte Orientierung des linear polarisierten Lichts (Orientierung des e-Vektors). Diese Sensibilität für die Polarisierung von Licht konnte in vielen Insekten, Krustentiere und 2 Spinnengruppen gezeigt werden. Sowohl die Gnaphosid wie auch die Wolfspinnen (Lycosid) besitzen ein gut entwickeltes System für die Detektion von polarisiertem Licht, basierend auf einer orthogonalen Orientierung der Microvilli zueinander und zu einfallendem Licht. Zusätzlich haben beide Spinnen spezialisierte morphologische Strukturen, welche polarisierte Signale verstärken. Sie nutzen diese Information zur Navigation und Wegfindung. Das grundlegende System, die orthogonale Orientierung von Microvilli, ist allerdings eine Anordnung die auch in vielen anderen Spinnen zu finden ist. Es ist daher möglich, dass die Sensibilität für polarisiertes Licht eine weitverbreite Fähigkeit im Spinnenreich ist. Es wurde daher Cupiennius salei, eine nachtaktive Jagdspinne ohne zusätzliche morphologische Spezialisierung zur Wahrnehmung von polarisierten Licht, auf ihre Sensibilität für verschiedene e-Vektoren getestet. In C. salei ist, während der Nacht, das visuelle Pigment in Rhabdomeren angehäuft und ausgerichtet in der Microvilli Membran. Die Rezeptor Segmente der Nebenaugen besitzen nur 2 Rhabdomere an gegenüberliegenden Seiten und formen zusammen mit den benachbarten Rhabdomeren Rhabdome mit regelmäßiger Anordnung und eng gepackten Microvilli. Zusätzlich besteht das Tapetum von C. salei aus parallel angeordneten, horizontalen Reihen mit reflektierenden Guanin Kristallen. Es wurden Elektroretinogramme von drei der Nebenaugen gemessen, mit einem maximal polarisierten Lichtstimulus als Signal. Die Messung erfolgte am linken und rechten Posterior-median und dem linken Posterior-lateral Auge, um zu testen, ob verschiedene Augen unterschiedliche e-Vektoren präferieren. In einem ersten Kontrollexperiment wurde ebenfalls getestet, ob Licht, welches vom Tapetum reflektiert wird, seine Polarisation beibehält. Als Lichtimpulse wurde weißes Licht benutzt mit einer Wellenlänge zwischen 403 und 730nm und UV-Licht mit 365 bis 400nm Wellenlänge. Die Polarisierung des Lichts erfolgte durch Polfilter. Insgesamt wurden 7 verschiedene e-Vektor Orientierungen mit zwei unterschiedlichen Helligkeitsstufen (104,5 cd/m2 und 15,16 cd/m2) getestet. Die erhobenen Daten wurden für jedes Auge einzeln mittels ANOVA analysiert, um einen Unterschied in der Amplitude der entstehenden Potentiale bei beschiedenen e-Vektor Orientierungen zu ermitteln. Varianzhomogenität über alle Augen konnte mittels Levene-Test bestätigt werden (F (4,145) = 0,197, p = 1,530). Ein signifikanter Unterschied in der Amplitudengröße für verschiedene e-Vektor Orientierungen konnte in keinem Auge gefunden werden, weder in der höheren Helligkeitsstufe (F (4,149) = 0,420, p = 0,794), noch in der niedrigeren (F (4, 147) = 0,353, p= 0,841). Aufgrund eines unzureichenden Signal-Rausch-Verhältnisses, konnten die Ergebnisse der UV-Licht Messung nicht weiter analysiert werden. Aufgrund ihrer Seltenheit in der Retina von C. salei, bleibt aber die Rolle der UV-Rezeptoren für die Wahrnehmung von polarisierten Licht fragwürdig. Bei dem Kontrollexperiment zeigte sich eine ungleiche Reflektion des polarisieren Lichts vom Tapetum, möglicherweise aufgrund der Variabilität der Guanin Kristalle. Anders als bei Gnaphosiden oder Lycosiden, ist es C. salei nicht möglich die Polarisation von Licht wahrzunehmen. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die Microvilli nicht ausreichend ausgerichtet sind, um eine Präferenz für einen bestimmten e-Vektor zu haben. Zusätzlich könnte sowohl das Tapetum, als auch die Linse selbst das einfallende Polarisationssignal schwächen und so das visuelle Feld individueller Photorezeptoren
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einschränken. Ein positives Resultat des ERG hätte ein erster Hinweis darauf sein können, dass die Wahrnehmung von polarisiertem Licht, oder die Sensibilität dafür eine weit verbreitete Fähigkeit sein könnte, selbst bei Spinnen ohne zusätzliche morphologische Spezialisierung. Ob und wie diese Information dann verarbeitet und im Verhalten genutzt worden wäre, wäre abhängig von höheren kognitiven Prozessen gewesen. Allerdings scheint ein hoher Grad an Organisation und eine parallele Ausrichtung von photosensitiven Segmenten allein keine Sensibilität für polarisiertes Licht zu garantieren und ein höherer Grad an Organisation oder zusätzliche Strukturen sind bereits in der ersten Ebene der Signalübertragung nötig.