Diese Masterarbeit stellt eine Rekonstruktion des urwestsemitischen Tempus-Aspekt-Systems vor. Die Rekonstruktion basiert sowohl auf den gängigen Methoden der diachronen Sprachwissenschaft, als auch auf sprachtypologischen Erkenntnissen in Bezug auf diachrone Entwicklungen, welche im Bereich von Tempus und Aspekt oft beobachtet worden sind.
Die vorliegende Arbeit stimmt der weithin akzeptierten Ansicht zu, dass das Westsemitische durch eine gemeinsame Innovation im Verbalsystem definiert ist, nämlich durch die semantische Verschiebung der Suffixkonjugation von einer ursprünglichen Resultativkonstruktion (erhalten im akkadischen Stativ paris) zu einer Konjugation mit einer perfektiv-vorzeitigen Funktion (reflektiert im arabischen Perfekt faʿala).
Es wird argumentiert, dass die urwestsemitische Verschiebung der Suffixkonjugation von einem resultativen Aspekt hin zu einem Tempus der relativen Vergangenheit unmittelbare Auswirkungen auf den funktionalen Wert anderer Elemente im urwestsemitischen Tempus-Aspekt-System hatte. Insbesondere wird vorgeschlagen, dass die Funktionen der *yiqtVl-Konjugation im Westsemitischen (z. B. Arabisch yafʿal-, Hebräisch yiqṭol, Ge‘ez yəqtəl) als das Ergebnis einer nachfolgenden Beschränkung eines ursprünglich perfektiven *yiqtVl- auf nicht-vorzeitige perfektive Funktionen aufgefasst werden können.
Die Rekonstruktion des urwestsemitischen Tempus-Aspekt-Systems ermöglicht eine neue Perspektive auf die Vorgeschichte von Tempus und Aspekt in klassischen westsemitischen Sprachen wie Ge‘ez, Biblisch-Hebräisch und Klassisch-Arabisch.
This Master’s thesis presents a reconstruction of the Proto-West Semitic tense-aspect system. The reconstruction is based on the established methods of diachronic linguistics, as well as on typological evidence regarding diachronic paths of grammaticalization that are commonly observed in the realm of tense and aspect.
The thesis endorses the widely accepted view that West Semitic is defined by a shared innovation in the verbal system, viz. the semantic shift of the suffix conjugation from a resultative construction (retained in the Akkadian Stative paris) to a perfective anterior conjugation (reflected in, e.g., the Arabic Perfect faʿala).
It is argued that the Proto-West Semitic semantic shift of the suffix conjugation from resultative aspect to an anterior tense had as well an impact on the functional value of other elements of the Proto-West Semitic tense aspect system. In particular, the functions associated with the *yiqtVl- conjugation in West Semitic (e.g., Classical Arabic yafʿal-, Biblical Hebrew yiqṭol, Ge‘ez yəqtəl) are argued to be the result of a subsequent restriction of an originally perfective *yiqtVl- to non-anterior perfective functions.
The reconstruction of the Proto-West Semitic tense-aspect system allows for a new perspective on the prehistory of tense and aspect in classical West Semitic languages like Ge‘ez, Biblical Hebrew and Classical Arabic.
Diese Masterarbeit stellt eine Rekonstruktion des urwestsemitischen Tempus-Aspekt-Systems vor. Die Rekonstruktion basiert sowohl auf den gängigen Methoden der diachronen Sprachwissenschaft, als auch auf sprachtypologischen Erkenntnissen in Bezug auf diachrone Entwicklungen, welche im Bereich von Tempus und Aspekt oft beobachtet worden sind.
Die vorliegende Arbeit stimmt der weithin akzeptierten Ansicht zu, dass das Westsemitische durch eine gemeinsame Innovation im Verbalsystem definiert ist, nämlich durch die semantische Verschiebung der Suffixkonjugation von einer ursprünglichen Resultativkonstruktion (erhalten im akkadischen Stativ paris) zu einer Konjugation mit einer perfektiv-vorzeitigen Funktion (reflektiert im arabischen Perfekt faʿala).
Es wird argumentiert, dass die urwestsemitische Verschiebung der Suffixkonjugation von einem resultativen Aspekt hin zu einem Tempus der relativen Vergangenheit unmittelbare Auswirkungen auf den funktionalen Wert anderer Elemente im urwestsemitischen Tempus-Aspekt-System hatte. Insbesondere wird vorgeschlagen, dass die Funktionen der *yiqtVl-Konjugation im Westsemitischen (z. B. Arabisch yafʿal-, Hebräisch yiqṭol, Ge‘ez yəqtəl) als das Ergebnis einer nachfolgenden Beschränkung eines ursprünglich perfektiven *yiqtVl- auf nicht-vorzeitige perfektive Funktionen aufgefasst werden können.
Die Rekonstruktion des urwestsemitischen Tempus-Aspekt-Systems ermöglicht eine neue Perspektive auf die Vorgeschichte von Tempus und Aspekt in klassischen westsemitischen Sprachen wie Ge‘ez, Biblisch-Hebräisch und Klassisch-Arabisch.
This Master’s thesis presents a reconstruction of the Proto-West Semitic tense-aspect system. The reconstruction is based on the established methods of diachronic linguistics, as well as on typological evidence regarding diachronic paths of grammaticalization that are commonly observed in the realm of tense and aspect.
The thesis endorses the widely accepted view that West Semitic is defined by a shared innovation in the verbal system, viz. the semantic shift of the suffix conjugation from a resultative construction (retained in the Akkadian Stative paris) to a perfective anterior conjugation (reflected in, e.g., the Arabic Perfect faʿala).
It is argued that the Proto-West Semitic semantic shift of the suffix conjugation from resultative aspect to an anterior tense had as well an impact on the functional value of other elements of the Proto-West Semitic tense aspect system. In particular, the functions associated with the *yiqtVl- conjugation in West Semitic (e.g., Classical Arabic yafʿal-, Biblical Hebrew yiqṭol, Ge‘ez yəqtəl) are argued to be the result of a subsequent restriction of an originally perfective *yiqtVl- to non-anterior perfective functions.
The reconstruction of the Proto-West Semitic tense-aspect system allows for a new perspective on the prehistory of tense and aspect in classical West Semitic languages like Ge‘ez, Biblical Hebrew and Classical Arabic.