Abstract (deu)
Der außergewöhnlich hohe Artenverlust in den letzten Jahrhunderten deutet darauf hin, dass wir uns inmitten des sechsten Massensterbens befinden. Bei Vögeln ist es bekannt, dass die Fragmentierung von Habitaten negative Auswirkungen auf die Diversität hat. Das starke Wachstum der menschlichen Bevölkerung führt dazu, dass sich Siedlungen und landwirtschaftlich genutzte Flächen vor allem in tropischen Gebieten ausbreiten, was zur Fragmentierung von natürlichen Habitaten wie Tieflandregenwäldern führt.
Menschlich beeinflusste Gebiete wirken oft als effektive Ausbreitungsbarrieren für Waldarten und verhindern einen Artenaustausch zwischen Waldfragmenten. In solche Landschaften eingebettete Galeriewälder könnten als biologische Korridore oder Trittsteine für Waldarten dienen. Dennoch ist die Bedeutung solcher mehr oder weniger linearen Waldstreifen für Waldarten, indem sie die Permeabilität der anthropogen veränderten Landschaften erhöhen, nur sehr unzureichend bekannt.
In meiner Studie untersuchte ich die Zusammensetzung und Struktur von Vogelzönosen, deren zeitliche Veränderung sowie Nestprädationsraten in Galeriewäldern und deren Umgebung in La Gamba, im pazifischen Tiefland von Costa Rica. La Gamba befindet sich nahe des Esquinas Regenwaldes. Die Region ist extrem artenreich und wird durch das Vorkommen der Schwarzwangen-Ameisentangare Habia atrimaxillaris zusätzlich naturschutzfachlich aufgewertet. Diese Art, deren Verbreitungsgebiet auf die Golfo-Dulce-Region beschränkt ist, konnte nur im Waldinneren beobachtet werden.
Dennoch, beherbergten Galeriewälder einen ähnlich hohen Vogelartenreichtum wie die unberührten Wälder.
Der Artenreichtum von Waldspezialisten nahm jedoch signifikant vom Waldinneren in Richtung Galeriewälder ab. Deren Breite und eine direkte Verbindung zu geschlossenen Waldflächen beeinflusste Waldvogelarten positiv.
Die meisten Nahrungsgilden wurden positiv oder gar nicht durch das stark fragmentierte Habitat Galeriewald beeinflusst, nur Insektivore nahmen signifikant vom Waldinneren zu den Galeriewäldern ab.
Zeitliche Veränderungen bei den Vogelgesellschaften konnten kaum auf die Trocken- und Regenzeit zurückgeführt werden. Zum Beispiel waren Frugivore, Nektarivore, Omnivore und Granivore in der Regen- und Trockenzeit 2009 häufiger als in der Trockenzeit 2008 und der Regenzeit 2010. Stattdessen, waren Insektivore in den Galeriewäldern in beiden Trockenzeiten am seltensten, und die größte Abundanz fand ich am Waldrand in der Trockenzeit 2009. Daher, vermute ich, dass die saisonalen Unterschiede in der Nahrungsverfügbarkeit zu gering sind, um zu signifikanten Veränderungen in den Vogelgesellschaften zu führen.
Bei der Untersuchung der Prädation auf Vogelgelege mittels Kunstnestern, konnte eine signifikant höhere Nestprädation in den Galeriewäldern im Vergleich zum Waldinneren festgestellt werden. Dies lässt vermuten, dass Galeriewälder für Waldvogelarten als ökologische Fallen fungieren könnten.
Dennoch zeigte meine Studie, dass Galeriewälder einen nicht unbeträchtlichen Teil der Tieflandwaldvogelarten beherbergen und daher möglicherweise als Korridore und Trittsteine dienen, welche die Metapopulationsdynamik zumindest mancher Arten aufrechterhalten könnten.