Abstract (deu)
Prädation durch molluskivore, bohrende Organismen hat großen Einfluss auf die Zusammensetzung einer Gemeinschaft und die Biodiversität von Regionen. In dieser Studie wurden Bohrspuren auf Gastropoden untersucht, um zeitliche und räumliche Muster von Prädation in der Nördlichen Adria zu verstehen. Die Stellen der Probenahme wurden gewählt, um ein möglichst großes Spektum an unterschiedlichen Habitaten abzudecken. Vom westlichen Ende der Noradria (Po-Delta) wo große Mengen an Süßwasser und Sediment sowie der anthropogene Einfluss das Ökosystem bestimmen, bis zum westlichen Ende (Brijuni-Insel) wo vollmarine Bedingungen herrschen und es zu kaum Eintrag von terrestrischen Sedimenten kommt. Zur zeitlichen Auflösung wurden Sedimentkerne einer Länge von ca 1.5m genommen und in Schichten geschnitten. Diese wurden dann auf Mollusken analysiert, die bestimmt, gezählt und danach auf Bohrspuren untersucht wurden.
Im Ganzen wurden 44393 Gastropoden gefunden. Die Prädationsintensitäten (PI) reichen von 7.5% am Po-Delta bis zu 31.23% in den Sedimentkernen von Piran. Der Mittelwert (Median) für die PI aller Kerne beträgt 16.93%.
Auf Familienniveau waren Cerithiidae die am häfigsten gefundenen Gastropoden (13208 Individuen), sie waren in jedem Sedimentkern zu finden außer in jenem von Panzano. Allerdings sind Turritellidae häufiger Opfer von molluskivoren Organismen (PI bis zu 58.96%) während Cerithiide in bis zu 39.27% aller Fälle bebohrt wurden. Es wurden insgesammt 2652 Individuen der species T. communis gefunden.
Epifaunal lebende Gastropoden wurden am häufigsten Opfer von Prädation (28,9%). Infaunal lebende Filtrierer (23.76%) und epibiontisch lebende Gastropoden (Gastropoden welche auf anderen Lebewesen leben ohne einander zu beeinflussen) (21.3%) waren jene Gruppen, die am zweithäufigsten Opfer von Räubern wurden. Dies ist insofern von besonderem Interesse, als diese beiden Gruppen durch ihre kryptische Lebensweise eigentlich vermeintlich gut vor Räubern geschützt sein sollten. Dadurch, dass molluskivore Organsimen (vor allem Muricidae und Naticidae Gastropoden und der Gemeine Krake (Octopus vulgaris)) in der Nordardia Räuber mit einem sehr breiten Beutesprektum sind, sind diese Ergebnisse aber weniger überraschend. Es scheint jedoch sehr wohl einen Unterschied betreffend der Mobilität von Beuteorgansimen zu geben, da Organismen mit höherer Mobilität (z.B. Räuber und Aasfresser) geringere PI Werte zeigen.
PI korrelieren generell nicht mit Biodiversitätsindices, es scheint aber sehr wohl der Fall zu sein, dass Organismen die höhere Abundanzen haben, eher zu Opfern von Prädation werden. Dies könnte vor allem daran liegen, dass die Nördliche Adria betreffend ihrer einzelnen Habitate sehr unterschiedlich ist. So könnten z.B. im Po-Delta der Süßwassereintrag und hohe Sedimentationsraten ein stärkerer
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regulierender Faktor für die Biodiversität sein, als es die Prädation ist. Die benthische Lebensgemeinschaft vor der Küste von Venedig dürfte, in jüngster Zeit (100 bis 300 Jahre) stärker durch dredging beeinflusst sein; Prädation dürfte vorallem in älteren Schichten für die Fluktuationen in der PI verantwortlich sein. Für Sedimentkerne wo der anthropogene Einfluss und abiotische Umwelteinflüsse geringer sind (z.B. Brijuni) wurde eine positive Korrelation zwischen Biodiversität und PI festgestellt.
Die PI die in dieser Arbeit gefunden wurden befinden sich auf einem typisch kanäozischem Niveau. Allerdings differieren sie stark zwischen den einzelnen Habitaten.
Prädations Intensitäten entlang einzelner Bohrkerne scheinen stärker von abiotischen Faktoren wie Sedimentation und süßwasser Eintrag (generell niedrige PI), sowie durch Anthropogene Nutzung (abnahme der PI in den oberen Schichten der Kerne) beinflusst zu sein, als durch reine biotische Interaktionen (ansteigende PI bzw. gleichbleibende PI entlang der Kerne).